Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 05.12.2018 23:22 |
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schallundrausch
Der Biologe Ingmar Streese soll dauerhaft den Posten des erkrankten Verkehrs-Staatssekretärs Jens-Holger Kirchner übernehmen:
https://www.berliner-zeitung.de/berlin/verkehr/senat-berlin-bekommt-einen-neuen-verkehrs-staatssekretaer-31698300
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 02:05 |
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andre_de
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schallundrausch
Der Biologe Ingmar Streese soll dauerhaft den Posten des erkrankten Verkehrs-Staatssekretärs Jens-Holger Kirchner übernehmen:
https://www.berliner-zeitung.de/berlin/verkehr/senat-berlin-bekommt-einen-neuen-verkehrs-staatssekretaer-31698300
Sehr schade und deprimierend! Er war einer der wenigen, der sich im Senat tatsächlich konkret und real für die Verkehrswende eingesetzt hat. Nun wird er aus offensichtlich machtpolitischen Gründen von Frau Günther kaltgestellt. Sie selbst ist ja leider vorwiegend auf der global-theoretischen Ebene unterwegs, für die Stadt Berlin hat sie bisher nicht viel brauch- und zählbares abgeliefert.
Hier noch der lesenswerte Tagesspiegel-Artikel zum gleichen Thema:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/jens-holger-kirchner-wird-versetzt-verkehrssenatorin-trennt-sich-von-verkehrsfachmann/23720668.html
Viele Grüße
André
Anonymer Benutzer
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 02:45 |
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schallundrausch
Nach 600 km Metro Neubau in den letzten Jahren, sollten nun noch weitere 300 folgen, langfristig plane man ein Netz von 1000 km Länge.
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schallundrausch
Die Planerin aus L.A., einzige Frau neben Frau Günther auf dem Podium sprach dann über Community Involvement und Bottom-Up-Prozesse.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 07:46 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 08:42 |
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andre_de
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schallundrausch
Der Biologe Ingmar Streese soll dauerhaft den Posten des erkrankten Verkehrs-Staatssekretärs Jens-Holger Kirchner übernehmen:
https://www.berliner-zeitung.de/berlin/verkehr/senat-berlin-bekommt-einen-neuen-verkehrs-staatssekretaer-31698300
Sehr schade und deprimierend! Er war einer der wenigen, der sich im Senat tatsächlich konkret und real für die Verkehrswende eingesetzt hat. Nun wird er aus offensichtlich machtpolitischen Gründen von Frau Günther kaltgestellt. Sie selbst ist ja leider vorwiegend auf der global-theoretischen Ebene unterwegs, für die Stadt Berlin hat sie bisher nicht viel brauch- und zählbares abgeliefert.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 10:10 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 10:32 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 10:41 |
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schallundrausch
Frau Günther hat eine ganz anderen Stil in der Kommunikation und im Auftreten, und ich mag ihr das nicht vorwerfen. immerhin hat sie sich in kurzer Zeit tief und sehr kompetent in Sachthemen eingearbeitet und Projekte wie eine sinnvolle S-Bahn-Ausschreibung und eine auskömmliche Fahrzeugbeschaffung bei der BVG erfolgreich vorangetrieben. Das soll nicht vergessen werden.
Ich neige außerdem dazu, sie hier, in diesem ausschließlich männlich geprägten Forum, gegen zwischenzeilige Chauvinismen zu verteidigen, von wegen, hätte nicht lieber ein Kerl den Verkehrsjob machen sollen. Niemand hat das hier explizit geschrieben, aber ich sehe regelmäßig Posts, insbesondere gegen die Frauen Nikutta und Günther, die genau einen solchen Subtext in sich tragen. Da reagiere ich allergisch drauf.
Am Ende des Tages muss aber ich einfach konstatieren: Sie ist weder Visionärin, noch Charismatikerin. Das ist in sich kein Vorwurf und kein Makel, es braucht auch gute Verwaltungsleute. Aber mein Gefühl ist, dass gerade der Verkehrssektor, wo es so viele widerstrebende und diametral entgegengesetzte Pole gibt, etwas mehr Visionen und Charisma gebrauchen könnte. Und Bereitschaft, anzuecken. Konkret nervt mich zum Beispiel die erlöserhafte Konzentration der Radlobby auf Heinrich Stößenreuther. Aber es hat eine Grund, warum der Typ so erfolgreich ist.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 10:43 |
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eiterfugel
Hmm... gerade der Kommentar aus dem Tagesspiegel geht wieder genau in die gleiche Richtung, die schallundrausch heute Nacht schon kritisiert hat, wobei der aus seiner Frauenfeindlichkeit eigentlich keinen Hehl mehr macht. .
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 12:15 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 13:10 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 15:55 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 16:53 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 18:21 |
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Matthias Oomen
Liebe Freund*innen in der LAG Mobilität,
als ich 2015 zum Sprecher der LAG Mobilität gewählt wurde, spürte ich aufgrund von persönlichen und telefonischen Gesprächen sofort, wie viel Aufbruchstimmung und Optimismus damals in unserer Partei steckten und wie viel Willen zu positiver Veränderung in unseren Reihen vorhanden war.
Kurz nach Amtsantritt hielt ich eine Klausurtagung zur Vorbereitung des Wahlprogramms 2016 ab. Viele von euch waren damals im Stadtteilladen Charlottenburg-Wilmersdorf dabei. Ebenso hatten wir Gäste, die sich zwar für das Thema interessieren, aber aus diversen Gründen nicht in der LAG mitarbeiten können.
Die Klausurtagung hat gezeigt, wie viel fachliches und visionäres Potenzial in unserer LAG und in unserer Partei stecken. Und wie einig wir uns im Grunde sind. Wir konnten viele wichtige Punkte für ein besseres Berlin und die grüne Verkehrswende erarbeiten, haben diese zum Parteiprogramm angemeldet und größtenteils konnten wir uns dort auch verwirklichen. Wechselseitiges Vertrauen und wechselseitige Unterstützung waren dafür sicher wichtig.
Im Wahlkampf war zu spüren, dass gerade auch unsere Mobilitätspunkte für viele Leute ein wichtiger Grund waren und sind, unserer Partei ihr Vertrauen entgegen zu bringen. Die Menschen in unserer Stadt wünschen sich Veränderungen, für die wir stehen.
Die Freude war groß, als wir die Wahl tatsächlich gewonnen haben, in den Koalitionsverhandlungen punkten und überzeugen konnten und wir – endlich! – mit dem für uns so wichtigen Mobilitätsressort betraut wurden.
Aber dann das Personal-Hickhack ...
„Irgendwas ist halt immer“, dachte ich damals, war aber dennoch mehr als überrascht, als ich hörte, wer künftig ranghöchste grüne Verkehrspolitikerin in unserer Stadt sein sollte.
Eine engagierte Parteifreundin meinte damals lakonisch: „Offensichtlich genügt es neuerdings, mit dem Elektroauto dreimal um den Block zu fahren, um als grüne Verkehrspolitikerin zu gelten.“ Spott dieser Art konterte ich damals damit, dass ja der Staatssekretär fachlich über jeden Zweifel erhaben ist und schon dafür sorgen wird, dass die Lage nicht zu schlimm werden wird. Von unseren Parteigranden wurde – wenn man darauf hingewiesen hat, welcher fachliche Affront diese Personalie gegenüber den durchaus vorhandenen fachlichen Kapazitäten in unserer Partei darstellt – damit argumentiert, dass man sich das nun in einer Art Burgfrieden zwei Jahre lang anschaut und im Zweifel den fachlich kompetenteren Staatssekretär zum ersten Mann macht. Mit einer Verkehrssenatorin auf Bewährung konnten scheinbar viele leben.
Und dann verging Zeit. Viel Zeit.
Und mit jedem Presseinterview, mit jeder politischen Rede in der Öffentlichkeit oder vor dem Parlament, mit einem fachlich mehr als oberflächlichen Auftritt auf unserem Parteitag (von dem man sich nach dem eigenen Auftritt wieder mit Vmax entfernte), nährte sich der Eindruck, dass diese Personalie mehr als unglücklich ist.
Aber ich hielt meinen Mund. Keine Häme. Kein Parteitagsantrag. Kein Tweet. Nichts. Auch wenn es noch so schwer fiel.
Und das tut mir im Nachhinein leid.
Denn der Eindruck, dass da jemand falsch auf dem wichtigen Posten ist, wurde noch verstärkt durch viele, viele Klagen aus verschiedensten Richtungen.
Sei es von ALLEN BVV-Fraktionen, die teilweise sechs Monate (!) auf Antworten UNSERER Senatorin auf fachlich entscheidende Fragen warten müssen und dann Antworten erhalten, die man bestenfalls von einer durch eine andere Partei geführten Behörde erwarten würde ...
Sei es die deutliche, immer lauter werdende Kritik der Fachverbände. Egal, ob etabliert oder – wie bspw. im Bereich der Radaktivist*innen – noch eher frech und fordernd ...
Sei es Peinliches, wie etwa die fachlich völlig verunglückte Novellierung der Flughafentarife, die man inhaltlich so eher bei der FDP vermuten könnte und die bei der einen oder anderen Fluggesellschaft für Champagnerstimmung gesorgt haben dürfte. Jedenfalls eindeutig für mehr Sektlaune, als sie es bei unseren natürlichen Partner*innen in den grünen Vorfeldorganisationen jemals geben dürfte ...
Seien es die vielen, vielen Bürgerbeschwerden, die vom Eindruck gespeist werden, dass sich im Prinzip an der Art der Kommunikation gar nichts geändert hat ...
Oder seien es Signale wie bspw. durch die Landesparteirät*innen, die über die Gremiumsarbeit berichteten, man möge doch auf der LDK keine grundsätzliche Feiertagsdebatte anzetteln, um die Presseberichterstattung „Mobilitätsgesetz kommt nicht in die Gänge, aber Grüne streiten über Feiertage“ zu vermeiden ...
Ich war mir nicht sicher, was gilt. „Haus nicht im Griff“ oder „persönlich überfordert“?
Das war auch irgendwann egal. Ich habe aufgehört, es zu verteidigen, sondern habe es weggelächelt.
Und nun der große Knall. Die fachliche Hoffnung dafür, dass dieses Haus noch mal auf das richtige Gleis kommt, ist weg. Stattdessen holt man einen fachlich völlig fremden Ersatz. Und erfahren durften wir es aus der Presse. Als vollendete Tatsache.
Menschlich verkommen, fachlich fatal, innerparteilich katastrophal.
Ich weiß auch nicht, was mich mehr aufregt: die Annahme, dass man mit einem so verdienten und fachlich versierten Experten, der in unseren Reihen so viel Hoffnung und Unterstützung mit sich trägt, einfach so vor die Tür setzen kann, oder die Annahme, dass man das politisch einfach so übersteht?
Der oben erwähnte Burgfrieden ist für mich persönlich erledigt. Ich würde mir wünschen, dass auch andere Mobilitätspolitiker*innen für sich diese Entscheidung treffen und zumindest die fachliche Überforderung der Senatorin zukünftig schonungslos offenbaren.
Ich halte es für absolut unmöglich, hier noch mal irgendwas zu kitten. Das Vertrauen ist komplett aufgebraucht. Und viel schlimmer noch: Erwartet man noch mal eine Besserung?
Wir müssen reden. Und zwar nicht in beschwichtigenden Telefonkonferenzen oder in klüngelhaften geheimen Runden, sondern zumindest in Form eines kleinen Parteitags.
Und wir sollten dabei zu dem klaren Ergebnis kommen, dass wir einen Neuanfang erwarten.
Viele Menschen haben uns 2016 ihr Vertrauen geschenkt. Vertrauen auch dafür, dass wir mobilitätspolitisch liefern.
Mit grünen Grüßen
Matthias Oomen
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 19:31 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 20:40 |
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Sollte sich das alles so zugetragen haben, wünschen wir seiner Chefin die Einsicht, das eigene Vorgehen hinsichtlich des menschlichen Umgangs nochmals zu hinterfragen. Die Adventszeit bietet dafür sicher einen guten Rahmen.
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 21:07 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 22:10 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 22:47 |
Re: Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin 06.12.2018 23:17 |
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schallundrausch
Die IGEB schießt leider total über das Ziel hinaus. Nikutta tut die ja gerne als wütenden Altherrenverein ab. Solche Postings geben ihr leider recht, was soll sowas?
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schallundrausch
Ich neige außerdem dazu, sie hier, in diesem ausschließlich männlich geprägten Forum, gegen zwischenzeilige Chauvinismen zu verteidigen,
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schallundrausch
Kirchner ist Experte und Verwaltungsfachmann, aber diese messiasgleiche Huldigung als einziger kompetenter und wissender Kopf im ganzen Senat muss ihm ja selber peinlich sein. Die Verkehrswende ist von Kirchner genausowenig abhängig wie der Radentscheid von Stößenreuther. Auch wenn beide zentrale Figuren für ihre Sache sind.
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@GlobalFish hat eine super Tagline gebracht "Charisma baut keine Radwege". Super Zuspitzung und sehr treffend.
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Aber ich sehe noch eine andere Seite - wir habe ja kein Problem, die Verkehrswende physisch durchzusetzen, es gibt weder einen Lieferengpass bei Plastikpöllern noch eine globale Farbschichtverknappung. Wir haben vor allem ein Vermittlungs- und ein Verkaufproblem. Und da kann so ein bisschen Wortgewandtheit auf jeden Fall nicht schaden. Der Planer aus Brüssel hatte ja rund 20 Minuten ununterbrochen geredet und musste erst mühsam von der Moderatorin wieder eingefangen werden. Aber von Anfang an hatte er das Komplette Publikum hinter sich. Ein solches Talent kann für das Durchsetzten gerade von radikaleren Ideen durchaus nötig sein.