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O-37
Hallo André,
an dieser Aussage habe ich erhebliche Zweifel. Ich habe mich beruflich etwa 25 Jahre lang mit Beleuchtungstechnik beschäftigt und halte die Aussage zur Zitat: "dass heutige LED-Straßenleuchten nicht mehr einfach so stupide "senkrecht nach unten" leuchten, sondern der Lichtkegel einer LED-Leuchte sehr genau und fein austariert wird" für nicht richtig.
Auch wenn es schon etwas her ist, möchte ich auf Deinen Beitrag noch eingehen. Vorrangig möchte ich auf die Demonstrationsstrecke am Technikmuseum (Ladestraße) verweisen, die die Möglichkeiten heutiger LED-Technik bei der Straßenbeleuchtung gut darstellt. Ich habe extra für den Beitrag mal Fotos dort gemacht und angefügt. Das Projekt heißt "LEDLAUFSTEG", darüber finden sich sicher noch weitere Informationen.
Grundsätzlich ist es ja so, dass klassische Leuchtmittel grob einen Punkt- oder Linienstrahler darstellen, der für den Einsatz in einer Straßenleuchte mit einem Reflektor versehen werden muss. Die damit erzielbare Gleichmäßigkeit der Flächenausleuchtung ist somit begrenzt, zum Einen durch eine begrenzte Fertigungsgenauigkeit von Leuchtmittel und Reflektor, zum anderen dadurch, dass die Abstrahlung des Leuchtmittels nach unten (d.h. ohne Reflektor) zwangsweise eine sehr ungleichmäßige Flächenausleuchtung erzeugt, die nur teilweise durch den Lichtanteil des Reflektors gezielt ausgeglichen werden kann.
LED-Leuchten werden dagegen üblicherweise komplett ohne Reflektor gebaut, da die LEDs naturgemäß gerichtet abstrahlen und diese Abstrahl-Charakteristik extrem gut vorhersehbar und berechenbar ist. Und da eine Leuchte eine Vielzahl einzelner LED-Module enthält, die jeweils einzeln ausgerichtet sind, lässt sich ein deutlich gleichmäßigeres und vorhersehbareres Ausleuchtungsbild erzeugen. Genau dies zeigt die Demonstrationsanlage am Technikmuseum und dort ist der komplexe Aufbau dieser LED-Leuchtmittel auch ganz gut zu sehen.
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O-37
Vielleicht gibt es irgendwo solche Anlagen bei der Straßenbeleuchtung, ich habe in Berlin noch keine gesehen. Was ich sehe, ist der planlose Ersatz von HQL- oder Natriumdampfleuchten oder im Westteil auch der Leuchtstoffröhrenleuchten durch IRGENDEINE verfügbare LED-Leuchte. Meist wird die LED-Leuchte auf den alten Mast aufgesetzt ohne Rücksichtnahme auf die Höhe des vorhandenen Mastes oder den zu beleuchtenden Bereich, wie Straßen oder Plätze/Kreuzungen zu nehmen. Das führt dazu, daß meist die geforderte Beleuchtungsstärke am Boden, zu meiner Zeit 3 Lux unter der Leuchte, stark überschritten wird.
Ersetzt man bestehende Köpfe auf dem gleichen Mast 1:1 und ohne Nachdenken durch eine LED-Leuchte, wird das Ergebnis nicht optimal, sondern bleibt zufällig gut oder schlecht. Da bin ich ganz bei Dir. Bei der Diskussion hier ging es aber um neu aufgestellte Maste, ebenso bezog ich mich auf den Fall neu geplanter und gerechneter Standorte. Mir fällt als neu und sehr gut geplante und umgesetzte LED-Beleuchtung die B96 zwischen Hohen Neuendorf und Birkenwerder ein, die Gleichmäßigkeit und Blendfreiheit dort ist auffällig.
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O-37
Die hier in einem anderen Beitrag gelobte weiße LED-Beleuchtung ist physiologisch auch nicht des letzte Schrei. In meiner Straße sieht die Gegend nach dem Leuchtentausch immer irgendwie fahl aus. Ich will hier nicht mit Lagerfeuerlicht anfangen oder Glühlampenlicht, diese Lichtquellen spendeten aber für uns das angenehmste Licht. LED-Lampen die das können, gibt es offenbar für die Straßenbeleuchtung nicht mehr.
Da stimme ich Dir zu (bis auf den letzten Satz). An vielen Stellen kommt die Kritik hoch, dass die Leute die LED-Lichtfarbe als ungemütlich empfinden, im Vergleich mit früheren Leuchten (Gas, Quecksilber, Natrium). Nun muss man allerdings zugestehen, dass letztere eher "zufällig" ein warmes Licht abstrahlen, das Spektrum dort ergibt sich dort ja durch die physikalischen Vorgänge. LEDs bieten dagegen grundsätzlich erstmals die Möglichkeit, die Lichtfarbe weitgehend frei bestimmen zu können. Dass man hier dann beim Einsatz auf eine neutralweiße Lichtfarbe zurückgreift, finde ich ebenfalls unschön, ist aber nicht der Technologie, sondern einzig den Bestellern und deren Vorschriften anzulasten.
Viele Grüße
André
1 mal bearbeitet. Zuletzt am 06.08.2020 22:23 von andre_de.