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flierfy
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def
Die Teile Blankenburgs, die von der Straßenbahnverlängerung bedient werden sollen, liegen in etwa genauso weit vom Zentrum entfernt wie das MV oder das Flughafengelände Tegel, und das Neubaugebiet in Blankenburg wäre von der S-Bahn ähnlich weit entfernt wie Teile des MV vom Bahnhof Wittenau. Und die U8 würde eben keine zufriedenstellende Verkehrsanbindung des MV bringen, weil sie eben nur einen Bruchteil erschlösse - und (wie nach den Berliner Erfahrungen von Jahrzehnten) mit massiven Verschlechterungen im Busnetz zu rechnen wäre, so dass von einer deutlichen Verschlechterung tangentialer Verkehre auszugehen ist.
Vom Baugebiet Blankenburger Süden bis zum Alexanderplatz sind es 8 km. Das ist eine Distanz, die die Strassenbahn noch unter 30 min schaffen wird, die 12 km vom Senftenberger Ring dagegen nicht.
Der Bruchteil, den eine verlängerte U8 erreichen würde, wären 90% oder 95% des Märkischen Viertels. Und nur wenige Blöcke hätten einen längeren Weg zu einer Station als es theoretisch zumutbar wäre. Das ist aber nur die akademische Betrachtung. In der Realität werden auch die unwesentlich längeren Wege zur U-Bahn gegangen. Die U8-Verlängerung wäre in jedem Fall eine deutliche Verbesserung für das Märkische Viertel im Besonderen, aber auch für Gross-Berlin als Ganzes.
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Nemo
Nun, die Idee der Straßenbahnanbindung besteht ja auch im Zubringerverkehr zu den Schnellbahnen - beim Flughafen zu U6, U7 und Ringbahn, bei Blankenburg zur S2, sodass sich der Reisezeitnachteil der Straßenbahn nicht so sehr auswirken wird wie die U-Bahnbefürworter es sich ausmalen. Auch wenn umsteigen eigentlich Mist ist, sind bei den gewaltigen Kostenvorteilen einer Straßenbahn auch zusätzliche Umstiege akzeptabel.
Genau diese Zubringerdienste halte ich für unzureichend. Man hat dieses Quartier gebaut, um Menschen aus zentraleren Lagen, die als zu eng bevölkert galten, dorthin umzusiedeln. Das ist eine fragwürdige Politik, die man machen kann, solange man immer eine schnelle umsteigefreie Rückanbindung ans Zentrum herstellt. Die U8 sollte diese Anbindung sein. Sie war immer Teil der Planung des Märkischen Viertels. Doch solange man diesen Teil des Plans nicht umsetzt, wird das Märkische Viertel unvollendet und das fehlende Stück U8 eine offene Wunde im Verkehrsnetz Berlins bleiben.
Hier hat man die unterschiedlichen Positionen doch einmal sehr schön beieinander. Ich selbst wohnte seit dem 1. Dezember 1969 im Neubaugebiet Marienfelde-Süd. Früher sollte bis dorthin einmal die U-Bahnlinie 9 verlängert werden. Ein anderes IGEB-Mitglied wohnte im Falkenhagener Feld. Auch dort war der Bau einer U-Bahn vorgesehen. So kann man im ehemaligen West-Berlin womöglich noch weitere Beispiele finden, in denen in der Zeit unserer Eltern und Großeltern einmal eine U-Bahn angedacht war.
In Wirklichkeit haben sich viele dieser "U-Bahnversprechungen" insbesondere aus finanziellen Gründen als unrealistisch erwiesen. Die Westberliner S-Bahn wurde seinerzeit boykottiert und nicht in die Planungen einbezogen, die für kleinere, nicht untergrundbahnwürdige Neubaugebiete wie Marienfelde-Süd theoretisch denkbare Alternative Straßenbahn/Stadtbahn mit ja immerhin denkbaren Reisegeschwindigkeiten bis etwa 25 km/h nicht gebaut, sondern stattdessen das vorhandene große Tramnetz beseitigt.
Etwas besser lief es meines Erachtens im anderen Teil der Stadt, namentlich im Nordostraum: Neue, schnellbahnwürdige Bezirke für hunderttausende Menschen, zum Verkehrsbedarf passende neue S-Bahnen, eine U-Bahn sowie dutzende Kilometer hochwertiger Stadtbahnstrecken zur attraktiven Netzkomplettierung.
Immerhin: Die S-Bahn ist in den Tarif integriert und die U 8 fährt auch schon bis Wittenau (Nordbahn). Natürlich könnte man für hunderte von Millionen € die U 8 ins MV verlängern, für Fahrgastzahlen, die einen U-Bahnbau nicht zwingend erscheinen lassen. Daraus ergäben sich dann für einen Teil der Fahrgäste die in diesem Beitragsstrang ja schon sattsam beschriebenen Nachteile durch Kürzungen im Busverkehr.
Was für mich bei einem
jetzt vorangetriebenen Weiterbau der U 8 aber weitaus schwerer wiegen würde: Die letztlich immer begrenzten Investitionen würden wiederum auf ein relativ großes Vorhaben konzentriert, und viele kleinere Vorhaben, deren Gesamtnutzen für die Stadt größer wäre als diese eine U-Bahnerweiterung, blieben deswegen womöglich auf der Strecke.
Daher würde ich die "U 8-Nord" evtl. bei den langfristig zu verfolgenden Vorhaben einordnen. Meine kurz- und mittelfristigen Vorschläge für Reinickendorf sind weiterhin zum Beispiel diese hier: [
www.bahninfo-forum.de]
Allseits einen schönen Freitag wünscht Euch
Marienfelde