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Sammelthread: Verkehrspolitik in Berlin II (ab 01/21)
geschrieben von B-V 3313 
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B-V 3313
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Marienfelde
Nein. In der Wohnungs- und Mietenpolitik geht es stets um sehr langfristige (Fehl-) Entwicklungen. Mit dem sogenannten "Lücke-Gesetz" (zynischer Titel: "Gesetz über den Abbau der Wohnungszwangswirtschaft und über ein soziales Miet- und Wohnrecht") vom 24. Mai 1960 (das wegen des großen Widerstands aus der Bevölkerung erst 1963/64 in Kraft trat) wurde die mit dem Reichsmietengesetz vom 24. März 1922 eingeführte staatliche Begrenzung der Mieten in Westdeutschland beseitigt.

In Berlin (West) galt die Mietpreisbindung für Altbauten noch bis 1988 weiter. Sie wurde aufgehoben von der Regierung Kohl - im Einvernehmen mit dem von Diepgen geführten West-Berliner Senat. Die Wohnungsgemeinnützigkeit wurde 1990 von der Regierung Kohl beseitigt.

Bekanntermaßen war die SPD seit 1963 auch nie an der Macht und hätte etwas ändern können. Eine der Ursachen für die 1990 getroffene Entscheidung war der Skandal um die Neue Heimat. Welche Partei war darin noch einmal verstrickt?

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Marienfelde
Immerhin hat der von Michael Müller geführte Senat dann deutlich umgesteuert, aber fünf Jahre sind eine viel zu kurze Zeit, um Fehlentwicklungen, die über 30, 40 oder 50 Jahre erfolgt sind, zu korrigieren.

Auch das geschah nur unter Druck und nicht aus eigenem Antrieb.

Du hast nicht zufällig ein Parteibuch der SPD in der Tasche?

Ich beginne mal mit "unter Druck und nicht aus eigenem Antrieb": Jedenfalls hinsichtlich der Person Michael Müller stimmt diese Behauptung nachweislich nicht.

Michael Müller war einer derjenigen, der mit Leuten wie mir treppauf, treppab Stimmzettel für den Erhalt der Mietpreisbindung in Mariendorfer Altbauten gesammelt hat - zusammen mit unseren Verbündeten vom Berliner Mieterverein, der Berliner Mietergemeinschaft, Gewerkschaftern, der AL - und selbstverständlich auch der damaligen SEW.

Das - an einem ganz unmotivierten Urteil des Bundesverfassungsgerichts, mit dem es nicht gerade Maßstäbe gesetzt hat, gescheiterte - Gesetz über den "Mietendeckel" sehe ich durchaus als Kontinuität der von Michael vertretenen Politik.

Wegen des aus meiner Sicht unerträglichen Rechtskurses der Partei habe ich 2003 meinen Austritt erklärt, ohne das Parteibuch abzugeben, um auch diese Frage einmal zu beantworten. Allerdings bin ich insbesondere der Jugendorganisation der Partei für deren grundlegende Schulungsarbeit dankbar.

Auf die Gefahr hin, arrogant rüberzukommen: Eine grundlegende politische Schulung hätte Personen wie Giffey, Saleh und wie sie alle heißen, sicherlich nicht geschadet. Politik aus dem Bauch heraus muß nicht falsch sein - aber die fehlende theoretische Basis führt auf dem glatten tagespolitischen Parkett recht schnell zu Ausrutschern.

Wenn der Kompaß (nämlich das Ziel: Überwindung des Kapitalismus, Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln, klassenlose Gesellschaft) fehlt, werden faule Kompromisse (die vom Ziel wegführen) wahrscheinlicher.

Die oben aufgeworfene Frage ist damit wohl auch schon zu einem Teil mitbeantwortet: Eine geistig insgesamt heruntergekommene Partei betreibt seit vielen Jahrzehnten allzu oft irgendeine an tagespolitischen Stimmungen orientierte Politik, ohne wirkliches in der Masse der Mitgliedschaft verankertes inhaltliches Fundament. Auf lange Sicht hat diese Partei daher gute Aussichten, aus der politischen Landschaft zu verschwinden.

Allerdings hat selbst die heutige SPD durchaus einige Mitglieder, die man guten Gewissens als "Genossin" oder "Genosse" ansprechen kann,

Marienfelde.
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Marienfelde
Auf die Gefahr hin, arrogant rüberzukommen: Eine grundlegende politische Schulung hätte Personen wie Giffey, Saleh und wie sie alle heißen, sicherlich nicht geschadet. Politik aus dem Bauch heraus muß nicht falsch sein - aber die fehlende theoretische Basis führt auf dem glatten tagespolitischen Parkett recht schnell zu Ausrutschern.

Wenn der Kompaß (nämlich das Ziel: Überwindung des Kapitalismus, Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln, klassenlose Gesellschaft) fehlt, werden faule Kompromisse (die vom Ziel wegführen) wahrscheinlicher.

Die oben aufgeworfene Frage ist damit wohl auch schon zu einem Teil mitbeantwortet: Eine geistig insgesamt heruntergekommene Partei betreibt seit vielen Jahrzehnten allzu oft irgendeine an tagespolitischen Stimmungen orientierte Politik, ohne wirkliches in der Masse der Mitgliedschaft verankertes inhaltliches Fundament. Auf lange Sicht hat diese Partei daher gute Aussichten, aus der politischen Landschaft zu verschwinden.

Allerdings hat selbst die heutige SPD durchaus einige Mitglieder, die man guten Gewissens als "Genossin" oder "Genosse" ansprechen kann

Das mag ja alles stimmen. Allerdings sollte man auch daran erinnern, dass sich Giffey und Saleh nicht auf ihre Posten geputscht haben, sondern letztlich von der Basis (oder von Vertreter/innen der Basis) in ihre Ämter gewählt wurden. Zugleich können sie nicht im Alleingang eine rot-schwarz-gelbe Koalition eingehen, sondern müssen sie beim Parteitag zur Diskussion stellen.

Es gehören halt zwei Seiten zu strengen Top-Down-Systemen: diejenigen, die führen, und diejenigen, die es mit sich machen lassen. Und anders als in der Arbeitswelt hängt bei einer Partei ja nicht die finanzielle Existenz der Basis daran, dass man die Anweisungen von oben befolgt - eigentlich ist das genaue Gegenteil der Fall.

Neulich wurden hier im Forum die Grünen ja dafür kritisiert, dass sie sich regelmäßig zerlegen und Diskussionen öffentlich austragen. Wenn man sich hierarchischer bis streng hierarchisch organisierte Parteien ansieht (ich denke hier z.B. an die Berliner SPD 2011* oder noch viel schlimmer die ÖVP in unserem Nachbarland), weiß ich nicht, ob das immer viel besser sein muss.
____
* Ob es aktuell auch zutrifft, wird sich in den nächsten zwei Monaten zeigen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 29.09.2021 09:10 von def.
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B-V 3313

Bekanntermaßen war die SPD seit 1963 auch nie an der Macht und hätte etwas ändern können. Eine der Ursachen für die 1990 getroffene Entscheidung war der Skandal um die Neue Heimat. Welche Partei war darin noch einmal verstrickt?

Ja, eigentlich gehört in Berlin die SPD in die Opposition. Genau das ist aber bei diesem Wahlergebnis nicht möglich. Oder kann man sich hier vorstellen dass sich Grüne, CDU und FDP einigen (edit:) und dann mit genau einer Stimme Mehrheit stabil regieren?

Das wäre jedenfalls echt mal ein Scoop.

Gruß Nemo
---

Eine Straßenbahn ist besser als keine U-Bahn!!



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 29.09.2021 09:37 von Nemo.
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Nemo


Ja, eigentlich gehört in Berlin die SPD in die Opposition. Genau das ist aber bei diesem Wahlergebnis nicht möglich. Oder kann man sich hier vorstellen dass sich Grüne, CDU und FDP einigen (edit:) und dann mit genau einer Stimme Mehrheit stabil regieren?

Das wäre jedenfalls echt mal ein Scoop.

Tja, und auch für die einst in der Nationalen Front auf einer gemeinsamen Liste kandidierenden Parteien - CDU, FDP (ex LDPD/NDPD), Linke - reicht es nicht.
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def
gerade beim FUSS e.V. habe ich zuweilen den Eindruck, als sei für ihn das Fahrrad das Hauptproblem.

Ist es nicht auch so? Ich kann diese Sichtweise jedenfalls absolut nachvollziehen, auch vom Fahrrad aus.

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def
Das wiederum dürfte mit etwas anderem zu tun haben: Stadträume werden eben weiterhin vielfach vor allem fürs Auto gestaltet - erst wird gefragt, was der Autoverkehr braucht, dann darf sich der Umweltverbund den gnädigerweise gewährten Rest aufteilen.

Aber es hat ja teilweise ein Umdenken eingesetzt und einige Straßen entsprechend umgebaut bzw. angepaßt worden. Und trotz einwandfreier Infrastruktur für Fahrradfahrer muß sich ein nicht zu vernachlässigender Anteil über ohnehin schon viel zu enge und/oder volle Gehwege klingeln. Das halte ich für ärgerlicher, als einen widerrechtlich abgestellten Pkw umrunden zu müssen. Als Beispiele seien hier die Bölschestraße in Friedrichshagen sowie die nordöstliche Seite der Müggelheimer Straße in Köpenick genannt.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
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der weiße bim
[Fahrrad in Straßenbahn]
Da GT6-Straßenbahnwagen vor Zulassung der Fahrradmitnahme entwickelt und in Dienst gestellt wurden, kann von "dafür hergerichtet" keine Rede sein. Dass Betriebsleiter und Aufsichtsbehörde das genehmigt haben, ist mir unverständlich.

Mir ist eher der für Fahrräder ausgewiesene Stellplatz im Heck unverständlich. Im Gelenk abgestellt blockiert das Fahrrad keine Sitzplätze und hindert auch niemanden am Vorbeigehen.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
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Nemo
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Nordender
Viel bekloppter ist die Mitnahme in Straßenbahnen, diese Entscheidung kann ich bis heute nicht verstehen.

Bei der Reisegeschwindigkeit der Berliner Straßenbahn ist das auch absolut unnötig.

Nicht jeder möchte immer und überall der Erste sein und legt daher weniger Wert auf die Geschwindigkeit. Und wenn das letzte Schiff der Linie F12 schon längst abgefahren ist, habe ich meist keine Lust, mit dem Fahrrad außen herum zu fahren und dabei über zwei steile Brücken zu hecheln - da geht es dann eben mit der Straßenbahn weiter, wenigstens bis zum Schloßplatz.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
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Reißwolf
ich verstehe bis heute nicht, warum man das Fahrrad am Wochenende nicht kostenlos mitnehmen darf.

Einst war die Fahrradbeförderung kostenlos und ich verstehe bis heute nicht, warum man das abgeschafft hat. Bin ich mit dem Rad unterwegs, kann ich meine Fahrkarte nicht in gleichem Umfang nutzen, als wenn ich als bloßer Fußgänger den ÖPNV nutze. Das sollte sich doch kompensieren.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
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Alter Köpenicker
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def
gerade beim FUSS e.V. habe ich zuweilen den Eindruck, als sei für ihn das Fahrrad das Hauptproblem.

Ist es nicht auch so? Ich kann diese Sichtweise jedenfalls absolut nachvollziehen, auch vom Fahrrad aus.

Jein.
Ja, dass es vermutlich im Alltag *weit* mehr Konfliktsituationen Fuß-Rad gibt als Fuß-Auto. Die Separation Fußverkehr/Autoverkehr ist nun mal deutlich stärker als Fuß/Rad. Genauso gibt es weit mehr Konfliktsituationen Auto/Rad als Auto/Fuß, aus analogen Gründen. (Völlig egal, wer nun gerade Schuld hat).

Nein, weil die wirklich schweren Konfliktsitutationen auch für Fußgänger immer noch eher mit dem Autoverkehr stattfinden. Nein, weil eine Ursache der Misere eben ist, dass viel Platz für den Autoverkehr draufgeht. Insofern ist es oberflächlich gedacht, wenn man den Konflikt mit dem Rad als prioritären Ansatzpunkt für Verbesserungen des Fußverkehrs ansieht.

Konkret beim FUSS e.V. kommt noch hinzu, dass die öffentliche Wahrnehmung des Vereins von wenigen Personen geprägt wird.


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Alter Köpenicker
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def
Das wiederum dürfte mit etwas anderem zu tun haben: Stadträume werden eben weiterhin vielfach vor allem fürs Auto gestaltet - erst wird gefragt, was der Autoverkehr braucht, dann darf sich der Umweltverbund den gnädigerweise gewährten Rest aufteilen.

Aber es hat ja teilweise ein Umdenken eingesetzt und einige Straßen entsprechend umgebaut bzw. angepaßt worden. Und trotz einwandfreier Infrastruktur für Fahrradfahrer muß sich ein nicht zu vernachlässigender Anteil über ohnehin schon viel zu enge und/oder volle Gehwege klingeln. Das halte ich für ärgerlicher, als einen widerrechtlich abgestellten Pkw umrunden zu müssen. Als Beispiele seien hier die Bölschestraße in Friedrichshagen sowie die nordöstliche Seite der Müggelheimer Straße in Köpenick genannt.

Das "teilweise Umdenken" hat in der Praxis im wesentlichen sich auf einzelne Pop-Up-Wege beschränkt. Davon, dass man Stadträume im größeren Stil "entsprechend umgebaut bzw. angepaßt" hätte, kann ich nichts erkennen.

Konkret bin ich weder bei der Bölschestraße noch bei der Müggelheimer Straße bei Dir. Beides ist fern davon, "einwandfreie Infrastruktur für Fahrradfahrer" zu sein. Bei der Bölsche hat man wenigstens etwas versucht, rausgekommen ist aber ziemlicher Murks mit Zickzack mal so, mal so. Und die Müggelheimer finde ich nur eklig. (Und da geht eine Hauptradroute lang!)

Das ist natürlich keine Rechtfertigung für serienweises Radfahren auf Gehwegen, geschweige denn für Wegklingen von Fußgängern. Und ich gebe zu: was ich da vor allem in Prenzlauer Berg und Friedrichshain sehe, geht teilweise auf keine Kuhhaut. Da kann ich den Fußgängerfrust verstehen. Und das betrifft oft Nebenstraßen, da kann man auch nicht mit Sicherheit argumentieren, allenfalls mit etwas für Prinzessinnenhintern zu holprigem Pflaster.
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Alter Köpenicker
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Reißwolf
ich verstehe bis heute nicht, warum man das Fahrrad am Wochenende nicht kostenlos mitnehmen darf.

Einst war die Fahrradbeförderung kostenlos und ich verstehe bis heute nicht, warum man das abgeschafft hat.

Ich wüsste nicht, wann das gewesen sein sollte.

Das einzige, was es mal eine Zeitlang gab, war, dass es in der Umweltkarte mit drin war. Aber nur dort.
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Alter Köpenicker
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def
gerade beim FUSS e.V. habe ich zuweilen den Eindruck, als sei für ihn das Fahrrad das Hauptproblem.

Ist es nicht auch so? Ich kann diese Sichtweise jedenfalls absolut nachvollziehen, auch vom Fahrrad aus.

Nein, finde ich nicht. Aus im nächsten Abschnitt genannten Grund: Einen Großteil der Konflikte kann man nämlich lösen, indem man Autos Flächen wegnimmt.

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Alter Köpenicker
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def
Das wiederum dürfte mit etwas anderem zu tun haben: Stadträume werden eben weiterhin vielfach vor allem fürs Auto gestaltet - erst wird gefragt, was der Autoverkehr braucht, dann darf sich der Umweltverbund den gnädigerweise gewährten Rest aufteilen.

Aber es hat ja teilweise ein Umdenken eingesetzt und einige Straßen entsprechend umgebaut bzw. angepaßt worden.

Aber viel zu langsam, viel zu wenige und absolut bruchstückhaft, statt in Wegen (von A nach B) bzw. als Netz zu denken.

Zitat
Alter Köpenicker
Und trotz einwandfreier Infrastruktur für Fahrradfahrer muß sich ein nicht zu vernachlässigender Anteil über ohnehin schon viel zu enge und/oder volle Gehwege klingeln. [...] Als Beispiele seien hier die Bölschestraße in Friedrichshagen sowie die nordöstliche Seite der Müggelheimer Straße in Köpenick genannt.

Wie ich oben schon schrieb - nicht alle Radfahrenden sind Engel; aber das hat halt wenig damit zu tun, dass Rad-Infrastruktur ausgebaut gehört. Es sind einfach zwei verschiedene Themen. Ansonsten sehe ich mehrere Ansätze:

1. Eruieren, wer eigentlich aus welchen Motiven auf dem Radweg fährt. Nicht immer ist die Radinfrastruktur so gut, wie einige behaupten. Gerade bei Älteren habe ich aber auch den Eindruck, dass sie entweder Gewohnheit ("Ich bin schon immer auf dem Bürgersteig gefahren!") und/oder aus Angst auf dem Bürgersteig fahren. Zumindest in meinem Umfeld ist es lustigerweise so, dass diejenigen, die am lautesten über die bösen Radfahrenden schimpfen, bei ihrer einzigen Ausflugsfahrt pro Jahr konsequent auf dem Bürgersteig fahren, weil sie selbst Angst vor dem Autoverkehr haben, der laut ihnen ansonsten ausschließlich aus Engeln besteht.

2. StVO durchsetzen und bestrafen.

Edit: Global Fish hat zwischenzeitlich auch geantwortet, und ich finde seine Antwort besser als meine eigene, v.a. den ersten Abschnitt. :)



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 29.09.2021 11:19 von def.
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Global Fisch

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Alter Köpenicker
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def
Das wiederum dürfte mit etwas anderem zu tun haben: Stadträume werden eben weiterhin vielfach vor allem fürs Auto gestaltet - erst wird gefragt, was der Autoverkehr braucht, dann darf sich der Umweltverbund den gnädigerweise gewährten Rest aufteilen.

Aber es hat ja teilweise ein Umdenken eingesetzt und einige Straßen entsprechend umgebaut bzw. angepaßt worden. Und trotz einwandfreier Infrastruktur für Fahrradfahrer muß sich ein nicht zu vernachlässigender Anteil über ohnehin schon viel zu enge und/oder volle Gehwege klingeln. Das halte ich für ärgerlicher, als einen widerrechtlich abgestellten Pkw umrunden zu müssen. Als Beispiele seien hier die Bölschestraße in Friedrichshagen sowie die nordöstliche Seite der Müggelheimer Straße in Köpenick genannt.

Das "teilweise Umdenken" hat in der Praxis im wesentlichen sich auf einzelne Pop-Up-Wege beschränkt. Davon, dass man Stadträume im größeren Stil "entsprechend umgebaut bzw. angepaßt" hätte, kann ich nichts erkennen.

(...)

Es geht hier ja um jahrzehntelange Prozesse. Mit dem Mobilitätsgesetz gibt es seit sehr kurzer Zeit eine bessere Grundlage für die Förderung des Umweltverbunds, aber: Der zuständige Ausschuss z.B. in der BVV Steglitz-Zehlendorf kann sich eben nicht gleichzeitig mit der "umweltverbundgerechten" Umgestaltung von 100 Straßen gleichzeitig beschäftigen (was ja auch baulich überhaupt nicht umsetzbar wäre), sondern nur mit der einen auf dem Steglitzer Damm. Insofern werden derlei Umgestaltungen anfangs immer als mehr oder weniger geglücktes Stückwerk erscheinen. Wichtig ist nur die Gesamtrichtung: Über zehn, zwanzig Jahre betrachtet, wird es vsl. besser werden.

Wer sich parteipolitisch engagiert, bekommt womöglich auch einmal die Chance, z.B. als "Bürgerdepp" (Tschuldigung, gemeint sind Bürgerdeputierte, die in den Ausschüssen Stimmrecht haben) an den teilweisen Umdenkprozessen mitzuwirken,

Marienfelde.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 29.09.2021 12:28 von Marienfelde.
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Global Fisch
Das "teilweise Umdenken" hat in der Praxis im wesentlichen sich auf einzelne Pop-Up-Wege beschränkt. Davon, dass man Stadträume im größeren Stil "entsprechend umgebaut bzw. angepaßt" hätte, kann ich nichts erkennen.

Da sind meine Beobachtungen ganz andere. Wo immer Straßen aufgehübscht werden, bekommen diese auch einen schicken, neuen Fahrradstreifen aufgemalt, der vorher nicht vorhanden war. Dagegen habe ich in "meinem Revier" noch keine dieser sagenhaften Pop-Up-Wege wahrgenommen.

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Global Fisch
Konkret bin ich weder bei der Bölschestraße noch bei der Müggelheimer Straße bei Dir. Beides ist fern davon, "einwandfreie Infrastruktur für Fahrradfahrer" zu sein. Bei der Bölsche hat man wenigstens etwas versucht, rausgekommen ist aber ziemlicher Murks mit Zickzack mal so, mal so. Und die Müggelheimer finde ich nur eklig. (Und da geht eine Hauptradroute lang!)

Möglicherweise gehen unsere Vorstellungen von einwandfreier Infrastruktur für Fahrradfahrer etwas auseinander? Die Fahrradstreifen auf der Bölschestraße gehen doch gerade durch, lediglich am südlichen Ende erfolgt eine Verschwenkung wegen der Mittellage der Haltestelle und in der Müggelheimer Straße beziehe ich mich auf den neugebauten südöstlichen Abschnitt ab/bis Wendenschloßstraße, wo ebenfalls Radspuren auf der Fahrbahn angeordnet sind. Für eine solche Umgestaltung gibt es noch diverse andere Beispiele.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
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Global Fisch
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Alter Köpenicker
Einst war die Fahrradbeförderung kostenlos

Ich wüsste nicht, wann das gewesen sein sollte.

Das einzige, was es mal eine Zeitlang gab, war, dass es in der Umweltkarte mit drin war. Aber nur dort.

Ja, die meinte ich. Bei Einzelkarten war immer schon ein Aufpreis fällig, der aber ebenso zu hinterfragen ist.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
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def
Einen Großteil der Konflikte kann man nämlich lösen, indem man Autos Flächen wegnimmt.

Ich glaube kaum, daß sich notorische Bügersteigradler davon beeindrucken lassen, das sehe ich ja jeden Tag bei mir in der Straße, in der es keinen Grund gibt, nicht die Fahrbahn zu benutzen.

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def
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Alter Köpenicker
Aber es hat ja teilweise ein Umdenken eingesetzt und einige Straßen entsprechend umgebaut bzw. angepaßt worden.

Aber viel zu langsam, viel zu wenige und absolut bruchstückhaft, statt in Wegen (von A nach B) bzw. als Netz zu denken.

Hier kann ich Dir wieder zustimmen und etwas anderes habe ich ja auch nicht behauptet.

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def
2. StVO durchsetzen und bestrafen.

Das sehe ich als einziges probates Mittel.


Das Gegenteil von pünktlich ist kariert.
Vielleicht sollte man die Diskussion einfach mal ganz unaufgeregt führen.

Zielsetzung ist, den MIV wo möglich zu reduzieren.

Damit das erfolgreich umgesetzt werden kann, müssen ein paar Dinge erreicht werden:

1. Umverteilung von Verkehrsfläche zugunsten des ÖPNV und der Fahrfahrer.

Dies erhöht den Leidensdruck auf die Autofahrer. Bei einigen wird es die Bereitschaft herbeiführen, auf das Rad oder den ÖPNV umzusteigen.

2. Erhöhung der Leistungsfähigkeit des ÖPNV. Mehr Fahrten, längere Züge/Busse.

Dazu gehört auch, die Fahrräder da raus zu bekommen, wo sie nicht hingehören und anderen den Platz wegnehmen (TRAM) oder wo man gerade zu ihren Gunsten Verkehrsfläche umverteilt hat. Das wäre ein Ding aus dem Tollhaus, wenn man erst Verkehrsfläche umverteilt und die am Ende nicht genutzt wird. Dann kann man anders umverteilen und ne Busspur draus machen. Den Platz, der dann in den Bahnen frei wird, braucht man für jene ex-Autofahrer, die in den ÖPNV umsteigen (müssen). Wenn wir am Ende die Lastenfahrräder in den Bahnen haben, dann ist doch irgendwo deutlich was schiefgelaufen.

Das wichtigste Argument ist, dass dabei wirklich nur der MIV Fläche verliert.
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Alter Köpenicker
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Global Fisch
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Alter Köpenicker
Einst war die Fahrradbeförderung kostenlos

Ich wüsste nicht, wann das gewesen sein sollte.

Das einzige, was es mal eine Zeitlang gab, war, dass es in der Umweltkarte mit drin war. Aber nur dort.

Ja, die meinte ich. Bei Einzelkarten war immer schon ein Aufpreis fällig, der aber ebenso zu hinterfragen ist.

Im Azubi-Ticket war die Fahrradmitnahme Anfang der 90er auch mit drin – selbst häufig genutzt.

Und ich meine, es gab auch eine Zeit, wo man auf eine normale Tageskarte das Fahrrad mitnehmen konnte – die war dann aber so teuer, dass sie sich eigentlich nur mit Fahrradmitnahme gelohnt hat. Ich erinnere mich, dass ich bei meinen Tagestouren mit dem ÖPNV immer einen kleinen elektronischen Kurzzeitwecker dabei hatte, der mich erinnerte, wieder einen neuen 2h-Einzelfahrschein zu entwerten.
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Alter Köpenicker
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Einen Großteil der Konflikte kann man nämlich lösen, indem man Autos Flächen wegnimmt.

Ich glaube kaum, daß sich notorische Bügersteigradler davon beeindrucken lassen, […]

Das befürchte ich auch. Bei manchen Fahrradfahrern ist dieses „Fahrbahn (als Straße bezeichnet) = gefährlich“ so im Unterbewusstsein verankert, dass ich als Fußgänger selbst schon in einer kaum befahrenen¹ Fahrradstraße auf dem Fußweg weggeklingelt wurde.

¹also da fuhren kaum Fahrräder und noch weniger Autos, die dort als Anlieger zugelassen sind
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Jumbo
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Alter Köpenicker
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def
Einen Großteil der Konflikte kann man nämlich lösen, indem man Autos Flächen wegnimmt.

Ich glaube kaum, daß sich notorische Bügersteigradler davon beeindrucken lassen, […]

Das befürchte ich auch. Bei manchen Fahrradfahrern ist dieses „Fahrbahn (als Straße bezeichnet) = gefährlich“ so im Unterbewusstsein verankert, dass ich als Fußgänger selbst schon in einer kaum befahrenen¹ Fahrradstraße auf dem Fußweg weggeklingelt wurde.

¹also da fuhren kaum Fahrräder und noch weniger Autos, die dort als Anlieger zugelassen sind

Solche schlechten Angewohnheiten einiger Zweiradfahrer ließen sich mit einem Denkanstoß in Form einer gebührenpflichtigen Verwarnung ganz gut korrigieren. Noch im 20. Jahrhundert waren zu solchen Zwecken reale Polizisten zu Fuß auf den Bürgersteigen unterwegs.
Gehwegradler und Fußgänger nach unvorsichtiger oder regelwidriger Überquerung von Straßen oder Gleisen erhielten früher (in der DDR und Ostberlin) anstelle einer Ordnungsstrafe gern eine Einladung zu einer Verkehrsteilnehmerschulung in den Räumen des zuständigen Polizeiabschnitts. Dabei wurde den Eingeladenen eine gute Stunde die StVO und ihre einzelnen Vorschriften für die verschiedenen Verkehrsteilnehmer nahe gebracht - kostenlos, aber nicht umsonst! Die Zahl der Stammgäste bei diesen Infoabenden soll sich in engen Grenzen gehalten haben.
So einer nette Einladung nicht nachzukommen, war keine gute Idee, denn das konnte richtig teuer werden und eine weitere Einladung gab es trotzdem.

so long

Mario
Eine Arbeitseinheit für sogenannte "falschparkende" Autofahrer wäre auch ganz pfiffig. Aktuell werden 150.000 EUR ausgegeben, um zu verhindern, dass falschparkende Autos eine Grünanlage kaputt machen. Dafür kann man ganz schön lange Faschparker aufschreiben, nämlich genau 10.000 Mal (x 15 EUR).
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