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„Einstieg vorn “ ab dem 5.03.2012
geschrieben von Veddel 
Zitat
speedwings
Zitat
Rycon
Kleiner Zwischenstand: „Einstieg vorn“ ist erstaunlich gut angelaufen. ........ Offizielle Zahlen gibt es zwar noch nicht, aber es sei verraten, das der Verkauf an Einzelfahrscheinen sprunghaft angestiegen ist ...
Wie in allen anderen Städten, die auch den Vorder-Einstieg eingeführt haben, ein Effekt, der nach etwa 6-12 Monaten verpufft sein wird.

Leider hast Du mich unvollständig zitiert. Der Effekt wird durch die Ablösung durch Zeitkarten verpuffen, wie in Bergedorf und Harburg geschehen.

Zitat
speedwings
Denn wer sich bisher getraut hat Schwarz zu fahren, der wird das in Zukunft auch wieder machen, wenn man nämlich festgestellt hat, dass man lediglich ein Ticket braucht, aber nicht unbedingt ein gültiges. Denn was hat der "Schwarzfahrer" dann auch schon groß zu verlieren, wenn dann ein Busfahrer doch mal genau hinschaut.

Viele vom Fahrpersonal sind aufgrund der befürchteten Mehrarbeit derzeit noch vielleicht laxer. Nach einiger Zeit aber lassen sich BusfahrerInnen nicht mehr verarschen, zumal auf ihrer Anregung das Layout der Einzelfahrausweise kürzlich erst verbessert (Lesbarkeit) wurde. Was vielleicht jetzt noch oft funktioniert, wird künftig immer schwerer – BusfahrerInnen sind nämlich nicht von Haus aus blöd.

Verlieren wird ein oft fahrender Leistungserschleicher irgendwann seine Geduld, denn mit einer gefakten Fahrkarte – die übrigens sofort vom Fahrer kassiert werden darf (und soll!) – erwischt zu werden ist ziemlich unangenehm, sehr peinlich.

Und genau darum geht es: Die Schwarzfahrerquote wird man mit keinem System der Welt auf 0% senken können, aber man kann ihnen das Leben sehr viel unangenehmer machen. So unangenehm, dass der Griff zu einer Zeitkarte äußerst attraktiv wird.

Zitat
speedwings
Und nicht zu verachten ist die Tatsache, dass bei fast allen Betrieben, die in den letzten Jahren den Vorne-Einstieg eingeführt haben, die Fehlzeiten im Fahrdienst deutlich zu genommen haben. Ob dabei ein Zusammenhang besteht ist natürlich nicht bestätigt und wird natürlich auch kein Verkehrsbetrieb offiziell zugeben, aber das kann sich ja jeder selber zusammenreimen wie er mag.

Für diese Tatsachenbehauptung hätte ich gerne eine belastbare Quelle.

Zitat
Herbert
Zitat

Busfahrer haben in ihren Fahrzeugen Hausrecht – punkt, aus, ende im Gelände.

Busfahrer haben geltendes Recht zu beachten - also auch die Beförderungspflicht. Ohne triftigen Grund darf er keinen rauswerfen. Punkt, aus. Wäre ja noch schöner.

Das passt wunderbar: Kauderwelsch (12): Beförderungspflicht


Der Hamburger Weg: [youtu.be]
OT: Rycon
16.03.2012 23:24
Hallo Rycon,

wann kann man eigentlich wieder mit neuen Artikeln in Deinem Blog rechnen?

SBJ
Zitat

Viele vom Fahrpersonal sind aufgrund der befürchteten Mehrarbeit derzeit noch vielleicht laxer. Nach einiger Zeit aber lassen sich BusfahrerInnen nicht mehr verarschen, zumal auf ihrer Anregung das Layout der Einzelfahrausweise kürzlich erst verbessert (Lesbarkeit) wurde. Was vielleicht jetzt noch oft funktioniert, wird künftig immer schwerer – BusfahrerInnen sind nämlich nicht von Haus aus blöd.

Aus Erfahrungen in anderen Städten weiß ich: der Einstieg vorn kann schon Jahrzehnte gelten - die Busfahrer werden nicht aufmerksamer. Im Gegenteil. Und diese Städte hatten keine Online- und Handytickets. Kann der Busfahrer die überhaupt sinnvoll kontrollieren?

Zitat

aber man kann ihnen das Leben sehr viel unangenehmer machen.

Das ist gelungen. Ich bin aber gar kein Schwarzfahrer.



5 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.03.2012 02:24 von Herbert.
Zitat
Boris
Hallo bt,

Zitat
bt
Ich stehe wohl gerade auf dem Schlauch: ich habe keine Vorstellung, was Du damit meinst. Könntest Du das bitte näher erläutern?

Durch die von Rycon erwähnten Mehreinnahmen hätte man die jährliche Preiserhöhung für den ehrlichen Fahrgast durchaus niedriger ausfallen lassen können.

Wer weiß, vielleicht wäre ja ohne diese Mehreinnahmen die Preiserhöhung noch höher ausgefallen...
Hallo zusammen!
Es ist doch ziemlich beeindruckend, wie weit hier die Ansichten zum Thema Vorneinstieg auseinanderklaffen...
Der eine moniert, dass der Fahrer sich seine Fahrkarte nicht ganz genau ansieht; der andere regt sich auf, dass der Fahrer alle und jeden zur Kontrolle nach vorn ruft und somit seinen Job sehr genau nimmt.
Ich will hier auf die Dienstanweisung hinweisen:
Der Fahrer bzw. die Fahrerin nimmt eine SICHTkontrolle vor, nicht mehr.
Das bedeutet ganz klar: der Fahrgast weist eine Fahrkarte vor und wird mitgenommen. Schotten zu und los.
Für eine 100%ige Kontrolle in Bezug auf Datum, eingedruckte Zonen, Foto des Abokarteninhabers usw. ist nicht die Zeit da und für so etwas sind ja auch die Kontrolleure da.
Und wenn der Fahrer wirklich erkennen sollte, dass etwas nicht stimmt ist ja immer noch die Frage, ob er sich und andere in Gefahr bringen möchte, indem er eine Situation provoziert, die evtl eskalieren könnte.
Das alles, damit der "Schwarzfahrer" 1,40 löst- von denen der Fahrer nichts hat außer vielleicht einem blauen Auge??
Das ist auch von den VU's nicht gefordert. Dort heisst es ganz klar: Fahrtzeit und Gesundheit des Fahrpersonals geht vor.
Erst neulich auf der 109 hat sich ein Fahrgast, der eine Kurzstrecke gelöst hatte, an der Esplanade geweigert, auszusteigen oder eine Weiterfahrt zu bezahlen. Nach langer Diskussion- auch mit der Leitstelle bekam der Fahrer "von oben" die Anweisung dem Fahrgast eine Fahrkarte- ohne Berechnung!- auszuhändigen und endlich weiterzufahren.
Der Dumme ist doch immer der Mensch am Lenkrad. Er hat jetzt noch mehr zu tun und wird gleichzeitig von den Fahrgästen noch mehr kritisiert.
Die Fahrer haben es sich nicht ausgesucht, mit Sicherheit nicht.
Der Fahrer fährt, badet Verspätungen durch Unfälle, Staus u.a. an der nächsten Endhaltestelle aus, indem seine Pause sich verkürzt.
Er berät die Fahrgäste, wie sie von A nach B kommen, verkauft Fahrkarten und kontrolliert auch noch.
Billiger kann der HVV diese ganzen Leistungen nicht bekommen!
Und wenn irgendwas nicht klappen sollte kann er sich noch das Gesabbel anhören, was unweigerlich weitere Verspätungen und damit Konflikte heraufbeschwört.
Die Fahrer haben bisher an den Haltestellen die Türen geöffnet und mal kurz für 30 Sekunden "durchgeatmet", bevor sie wieder losfuhren und sich durch den Verkehr gewühlt haben, immer mit höchster Konzentration, die Fehler anderer Verkehrsteilnehmer ausbügelnd, um alle Fahrgäste möglichst pünktlich und heil an ihr Ziel zu bringen.
Stattdessen sehen sie sich jetzt die Karten an, verkaufen zusätzlich mehr Fahrkarten, fahren umsichtiger an, damit niemand auf dem Weg nach hinten Problme bekommt.
Noch mehr Anspannung und Konzentration; deshalb sind Bemerkungen in Richtung häufiger auftretender Ausfälle der Fahrer sicher nicht aus der Luft gegriffen.
Sollte die versprochenen Busbeschleunigung kommen, indem Induktionsschleifen o.ä. dafür sorgen, dass Busse, die sich einer Kreuzung nähern, erkannt werden und sofort grün bekommen, geht das noch weiter.
Oft kann sich der Fahrer an der roten Ampel auch mal kurz strecken, einen Schluck aus der Wasserflasche nehmen oder so...
Das fällt dann auch weg, es gibt nur noch fahren, kontrollieren, weiterfahren.
Na ja, das dauert sicher noch etwas... zum Glück.
Noch einmal zur Einstiegskontrolle: nur ein verschwindend geringer Anteil der Fahrgäste boykottiert die neue Regelung; der absolute Großteil "funktioniert"- steigt vorn ein, hat die Fahrkarte bereits bei Einfahrt des Busses in der Hand und provoziert somit keine unnötigen Probleme.
So wie neulich morgen auf der 23 Richtung Lufthansabasis: ein Mann steigt ein, stellt in aller Ruhe seinen Rucksack ab, sucht das Portemonnaie heraus und ann darin seine ProfiCard- und genauso verstaut er das auch wieder. Das ist sein gutes Recht und trägt auch jeen Morgen zur Belustigung seiner Kollegen bei, die bereits bei Öffnung der Türen vor Lachen auf dem Boden gelegen haben.
Ob er das bei der Hansa am Tor genauso macht??
Ich wünsche allen Fahrern und Fahrerinnen gute Nerven, nette verständnisvolle Fahrgäste und erholsame Pausen, die ausreichend lang zur Rehabilitation sind!

Gruß, Gelenkbuslover

Für schlechtes Fahren gibt es keine gute Entschuldigung....
@Gelenkbuslover: Volle Zustimmung für Deinen Beitrag

"Der eine moniert, dass der Fahrer sich seine Fahrkarte nicht ganz genau ansieht"
Solltest Du damit u.a. meinen Textbeitrag gemeint haben, dann habe ich nicht die Busfahrer moniert, dass sie sich die Fahrkarte nicht genau anschauen (können), sondern die damit verbundene Sinnlosigkeit dieser Maßnahme etwas zu kontrollieren was nicht richtig zu kontrollieren ist. Im meiner aktiven Zeit als Busfahrer (in einem Verkehrsbetrieb der 2004 den ganztägigen Vorne-Einstieg eingeführt hat) habe ich auch nie genau hingeschaut bzw. hinschauen können, ich habe noch nicht ein einziges Mal einen Fahrgast aufgefordert mir sein Ticket zu zeigen, weil ich keine Lust hatte wie einige meiner Kollegen den Dienst im Krankenhaus zu beenden. Und trotzdem wurde ich fast täglich beschimpft und angepöbelt. Meist von Monatskartenbesitzern, die einfach nur genervt waren.

Zitat
Rycon
Für diese Tatsachenbehauptung hätte ich gerne eine belastbare Quelle.

Quelle: Interne Betriebserfahrungen!

Das Ergebnis in einigen Monaten wird wahrscheinlich aussehen:
Der HVV findet diese Maßnahme weiterhin super toll und lobt sich in jeder Pressemitteilung in den höchste Tönen und in der täglich Praxis wird es 99 von 100 Busfahrern egal sein, ob die Fahrgäste mit Ticket oder ohne vorne oder hinten einsteigen, Hauptsache sie haben wenig Ärger und bleiben Gesund bis zum Dienstende.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.03.2012 12:07 von speedwings.
Zitat
Herbert
Aus Erfahrungen in anderen Städten weiß ich: der Einstieg vorn kann schon Jahrzehnte gelten - die Busfahrer werden nicht aufmerksamer.

Es gibt nicht "die" Busfahrer als seperate Spezies, genausowenig wie es "die" Fahrgäste gibt. Ein Teil der Fahrerinnen und Fahrer wird mit der Zeit aufmerksamer, womit sich auch die Qualität der Sichtkontrolle erhöht.

Und nocheinmal: "die" Busfahrer sind nicht von Haus aus blöd.

Zitat
Herbert
Zitat

aber man kann ihnen das Leben sehr viel unangenehmer machen.
Das ist gelungen. Ich bin aber gar kein Schwarzfahrer.

Dafür hast du künftig die ein- oder andere Show zu genießen, wenn ein vermeintlich Oberschlaue versucht, die Leistung, für die DU ehrlicherweise bezahlt hast, sich zu ergaunern.

Zitat
Gelenkbuslover
Er berät die Fahrgäste, wie sie von A nach B kommen, verkauft Fahrkarten und kontrolliert auch noch.
Billiger kann der HVV diese ganzen Leistungen nicht bekommen!

Diese Leistungen erbringst Du nicht für den HVV, sondern für deinen Brötchengeber. Der HVV wird durch die Gesellschafter finanziert und bekommt keinen Cent von den Fahrgeldeinnahmen.

Zitat
speedwings
Quelle: Interne Betriebserfahrungen!

Das heißt, Du arbeitest für mehrere Verkehrsunternehmen, die vor längerer Zeit auf ganztägige Sichtkontrolle umgestellt haben? Ich betone die Mehrzahl, denn deine Tatsachenbehauptung war im Allgemeinen ("... dass bei fast allen Betrieben ...").

Noch eine weitere Frage: Wenn betriebswirtschaftlich alles so furchtbar schlimm wäre, warum haben "fast alle Betriebe" überhaupt umgestellt respektive die Sache nicht aufgegeben? Das ergäbe doch schließlich gar keinen Sinn, nicht wahr?


Der Hamburger Weg: [youtu.be]
@speedwings:

Ich habe mit diesem Beitrag niemanden persönlich gemeint; es sind mir auch viel zuviele Beiträge in der letzten Zeit erschienen, um sie zu differenzieren...
Das ist klar, dass in Hinsicht auf Fahrtzeit und insbesondere die Unversehrtheit des Fahrers die Kontrolle auch für mich hintenansteht.
Eine wirklich effiziente Kontrolle durch technische Mittel ist dem HVV sicherlich zu teuer und aufwändig, deshalb kommt sie in dieser Form und dann müssen sie auch eine Ungenauigkeit bei der Einsteigskontrolle hinnehmen, das wissen sie meiner Meinung nach auch...
Wenn sich ein gewisser prozentualer Anteil der Schwarzfahrer abschrecken lässt, indem er ab und zu eine Fahrkarte oder sogar eine Abokarte kauft hat der HVV einen Grund sich zu beweihräuchern und alles ist gut, so sehe ich das.
Ich persönlich finde es nur recht befremdlich, dass Leute, die in jedem Kino, Theater und was-weiss-ich wo noch, ihre Eintrittskarte zeigen, im Bus so ein Problem damit haben...
Ist vielleicht ein gesellschaftliches Problem; Freunde haben mir aus dem Ausland berichtet, wo sie (aus Unwissen) hinten in einen Bus eingestiegen sind und von den anderen Fahrgästen nach vorn geschickt urden, weil es dort so läuft.
Ich denke, es ist alles noch neu, und ein Großteil wird sich dran gewöhnen, und ein anderer nicht....
Muß wohl so sein.

Gruß, Gelenkbuslover

Für schlechtes Fahren gibt es keine gute Entschuldigung....
Zitat
Gelenkbuslover
...Ich persönlich finde es nur recht befremdlich, dass Leute, die in jedem Kino, Theater und was-weiss-ich wo noch, ihre Eintrittskarte zeigen, im Bus so ein Problem damit haben...

Ich finde das schon einen Unterschied. Ich fahre wesentlich häufiger Bus, als ich ins Kino gehe. Im Moment muss ich 6x am Tag meine Karte zeigen, das finde ich schon recht häufig, und auch einen Grund, die Situation nicht zu mögen. Ich hab bisher meine Karte immer gut versteckt in der Geldbörse gehabt, das werde ich künftig anders lösen, finde es ein wenig bedauerlich, durch diese Aktion dazu gezwungen zu werden.

Im Theater finde ich das nochmal anders, da das eine Karte ist, die ich genau einmal brauche, wahrscheinlich habe ich die bis zum Gebrauch auch nicht so tief (und sicher) in meiner Tasche verstaut.

Vielleicht ändert sich das bei mir, wenn ich eine Plastikkarte für mein Abo bekomme, die könnte ich dann mit meinem Dienstausweis zusammen in ein Plastikding stecken (das muss lose sein, weil damit im Büro die Türen aufgehen.)

Eine andere nicht unwesentliche Sache: ich sitze im Bus am liebsten ganz hinten, daher bin ich am liebsten auch hinten eingestiegen. Eine weitere schöne Gewohnheit, die ich ändern muss.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.03.2012 12:58 von BruceMcLaren.
Hallo Pommes Schranke,

Zitat
Pommes Schranke
Wer weiß, vielleicht wäre ja ohne diese Mehreinnahmen die Preiserhöhung noch höher ausgefallen...

Nein, letztes Jahr hätten es nur 2% sein müssen (der Senat gönnte sich mehr). 3% sind immer fest eingeplant und deckt alles ab.



Grüße
Boris
Hallo Gelenkbuslover,

Zitat
Gelenkbuslover
Ich persönlich finde es nur recht befremdlich, dass Leute, die in jedem Kino, Theater und was-weiss-ich wo noch, ihre Eintrittskarte zeigen, im Bus so ein Problem damit haben...

Diese Beispiele werden nicht passender, nur weil man sie andauernd wiederholt.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind nicht die selben. Der ÖPNV ist in erster Linie eine Leistung der Stadt, für die jeder Steuerzahler mitzahlt und nicht einem freien Markt, wie ein Kino, unterliegt.

Man muss auch nicht werktäglich einen Kinofilm sehen, zur Arbeit muss man dagegen allerdings schon. Bislang hielt es die Stadt für wichtig, hierbei möglichst viele vom Auto auf Bus und Bahn zu bekommen. Mittlerweile scheint man sich da mehr an Leihfahrrädern und Carsharing zu erfreuen.

Im Kino werde ich wohl auch kaum durchgewunken, wenn ich mich nur möglichst bockig anstelle und diskutiere, mir absichtlich eine falsche Karte kaufe oder mal kontrolliert werde und mal nicht.

Da könnte man sicher noch ins Detail gehen, also von daher kann man diese Beispiele auch lassen.


Kommen wir einmal zum Kernpunkt der Geschichte, ansonsten bringt es nichts, hier weiter darüber zu schreiben. Die Positionen sind festgefahren und damit keine Diskussion mehr möglich.

Hier gibt es ja viele Leute mit Hintergrundwissen. Wieso hat man Jahrzehnte ohne den kontrollierten Vorneeinstieg leben können und jetzt nicht mehr? Die Senatoren werden früher wohl kaum zu doof zum Rechnen gewesen sein. Dazu muss es früher auch Entscheidungen gegeben haben.



Grüße
Boris

PS: Ist bekannt, wann man die Werbung für den Einstieg wieder abstellt? Ist nicht so prickelnd an zweizeiligen DFIs nur noch die halbe Info zu haben.

PS2: Und wo wir dabei sind, wird es neu gestaltete Abo-Karten geben? Die jetzigen Mäppchen sind der Beanspruchung zumindest nicht gewachsen.
Zitat
Rycon
Das heißt, Du arbeitest für mehrere Verkehrsunternehmen, die vor längerer Zeit auf ganztägige Sichtkontrolle umgestellt haben? Ich betone die Mehrzahl, denn deine Tatsachenbehauptung war im Allgemeinen ("... dass bei fast allen Betrieben ...").

Gearbeitet habe ich nur für einen Betrieb, man hat aber die Möglichkeiten durch entsprechende Kontakte von anderen Betrieben ausreichende Informationen zu bekommen. Aber ich hatte ja auch geschrieben, dass sich das jeder zusammenreimen kann wie er mag. Sicherlich ist der Job des Busfahrers auch ohne Fahrkartenkontrolle in den letzten Jahren wesentlich stressiger geworden, z.B. durch Kürzung von Pausen, Wendezeiten und Ausdehnung der täglichen Dienstlängen.

Zitat
Rycon
Noch eine weitere Frage: Wenn betriebswirtschaftlich alles so furchtbar schlimm wäre, warum haben "fast alle Betriebe" überhaupt umgestellt respektive die Sache nicht aufgegeben? Das ergäbe doch schließlich gar keinen Sinn, nicht wahr?

Betriebswirtschaftlich bezüglich der Fahrgeldeinnahmen ist das überhaupt nicht furchtbar schlimm. Nur langfristig nicht in dem Umfang, wie die Verkehrsbetriebe es immer sich erhoffen bzw. öffentlich kundtun. Die Einnahmen durch den Fahrkartenverkauf sind in den letzten Jahren ja immer gestiegen, da ja auch die Fahrgastzahlen jedes Jahr deutlich zugenommen haben ohne dass das Fahrplanangebot im gleichen Ausmass erweitert wurde.

Auch mal eine Frage: Wenn dieser "Vorder-Einstieg" ein so toller Erfolg ist, warum haben dann nicht schon längst alle deutschen Verkehrsbetriebe diesen eingeführt? Warum haben die Verkehrsbetriebe in Mainz den "Vorder-Einstieg" im letzten Jahr wieder abgeschafft? Ist doch irgendwie seltsam....oder? :-)
Was soll das mit dieser Sichtkontrolle??? Dann kann man es auch ganz lassen!
Zitat

Es gibt nicht "die" Busfahrer als seperate Spezies, genausowenig wie es "die" Fahrgäste gibt. Ein Teil der Fahrerinnen und Fahrer wird mit der Zeit aufmerksamer, womit sich auch die Qualität der Sichtkontrolle erhöht.

Und nocheinmal: "die" Busfahrer sind nicht von Haus aus blöd.

Wenn über ein halbes Jahr bei über 100 Busfahrten kein einziger Fahrer mitbekommt, dass das Semesterticket längst abgelaufen ist - dann spricht das aus statistischer Sicht sehr dafür, dass "die Busfahrer" in großer Mehrheit nicht darauf achten. Über Repräsentativität kann man streiten. Ich bin aber nicht nur auf einer Linie, nicht nur zu einer Uhrzeit und nicht einmal nur immer gleichen Stadtteil gefahren. Bleibt als einziger relevanter Faktor ich selbst - glaube ich/hoffe ich aber ehrlich gesagt auch nicht, dass das entscheidendes Merkmal sein könnte. :)

Ausreißer gibt es immer. Kann ja gut sein, dass eine Handvoll Busfahrer der BVG immer genau hinschaut. Und mit Blödheit hat das alles doch wohl nichts zu tun. Im Gegenteil: aus persönlicher Sicht ist es clever, gerade nicht genau hinzuschauen. Weniger Arbeit, weniger Stress, Betrieb läuft flotter: nur Vorteile für Busfahrer und seine Fahrgäste.

Zitat

Dafür hast du künftig die ein- oder andere Show zu genießen, wenn ein vermeintlich Oberschlaue versucht, die Leistung, für die DU ehrlicherweise bezahlt hast, sich zu ergaunern.

Auf solche Shows würde ich aber ehrlicherweise gern verzichten. Ich zahle dafür, pünktlich anzukommen - und nicht für Sturköppe, die wegen 1 Euro 40 Cent den Bus lahmlegen (vgl. oben).

Ich bin auch ungern Teil der ganzen Show, wenn der Busfahrer laut ins Mikro brüllt "He Sie da hinten, Fahrschein vorzeigen!". Ich war aus der hinteren Tür nur kurz ausgestiegen, damit andere Fahrgäste von weiter hinten überhaupt rauskamen. Es ging ein zweites Mal nach vorne und ich durfte mich wieder ins Gequetsche einreihen.

War schön und ich war sehr froh, diesen UNFUG auch noch zu bezahlen. Ebenso beim unlängst hier geschilderten Abenteuer des Fahrradtransports, als der Busfahrer schon wieder loslegte, während ich noch nicht wieder beim hinten stehenden Rad war. Bumm, umgefallen. Auch dafür zahle ich. Notgedrungen.

Zitat

Ich persönlich finde es nur recht befremdlich, dass Leute, die in jedem Kino, Theater und was-weiss-ich wo noch, ihre Eintrittskarte zeigen, im Bus so ein Problem damit haben...

Ich gehe auch nicht jeden Tag viermal ins Theater, eine Kinovorstellung dauert nicht nur fünf Minuten und bei Hagenbeck tummeln sich nicht trotz Kontrollen jeden Tag hunderte Schwarzbesucher.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 17.03.2012 15:17 von Herbert.
Zitat
Boris
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind nicht die selben. Der ÖPNV ist in erster Linie eine Leistung der Stadt, für die jeder Steuerzahler mitzahlt und nicht einem freien Markt, wie ein Kino, unterliegt.

Einspruch, Euer Ehren. Museen werden auch von der Stadt gefördert und dennoch muss man eine gültige Eintrittskarte erwerben.

Und das der ÖPNV „eine Leistung der Stadt“ sei kann ich auch nicht so einfach stehenlassen. Dies ist nämlich keineswegs eine Leistung der Stadt aus reiner Barmherzigkeit, sondern 1. gesetzlich aus Gründen der Daseinsvorsorge und 2. schlicht und ergreifend lebenswichtig für das funktionieren des Verkehrs, auch und gerade des Wirtschaftsverkehrs.

Selbstverständlich gilt auch im Verkehrswesen der freie Markt; die Menschen haben die Wahl zwischen dem individualen Verkehr oder den Massenverkehr. Ebenso ist es ein Trugschluss zu folgern, das der MIV nicht subventioniert wird; das wird er an vielen Ecken, bei den Autoherstellern fängt es an.

Ad hoc fällt mir nur eine einzige Subventionierung der Stadt ein, die freiwillig ist: das Sozialticket. Aber selbst das ist komplizierter, als man denkt: Sozial schwächere Menschen bekommen nämlich keinen Rabatt, sondern einen Zuschuss von der Stadt. Sie zahlen aus Sicht des ÖPNV den vollen Fahrpreis; denn dieser Zuschuss kommt aus dem Stadtsäckel und landet im Fahrgeldeinnahmetopf des HVV.
Die beiden anderen Zuschüsse sind für Schüler und Behinderte Menschen. Diese sind jedoch keine freiwillige Leistung der Stadt, sondern beruhen auf Bundesgesetze.

Eingekocht verhält es sich so: Infrastruktur stellt im wesentlichen die öffentliche Hand, der eigentliche Verkehr und die Konkurrenz der einzelnen Verkehrsträger untereinander unterliegen aber dem freien Markt. Das ist auch ganz gut so.

Zitat
Boris
Hier gibt es ja viele Leute mit Hintergrundwissen. Wieso hat man Jahrzehnte ohne den kontrollierten Vorneeinstieg leben können und jetzt nicht mehr? Die Senatoren werden früher wohl kaum zu doof zum Rechnen gewesen sein. Dazu muss es früher auch Entscheidungen gegeben haben.

Dieses Argument verdient es, sich etwas näher damit zu beschäftigen. Ich muss dazu etwas ausholen.

Früher – bis etwa Mitte der 1980er Jahre – hat sich schlicht kein Schwein für die Kosten (oder das Angebot) im ÖPNV interessiert. Es gab genug Geld in der Kasse, die Betriebe waren in Wahrheit eher Behörden und Kunden galten als statistische Beförderungsfälle.

Während die Schulden der öffentlichen Hand durch die Decke schossen und gleichsam die Verkehrsbetriebe ausufernde Defizite erwirtschafteten, setzte ein Umdenken ein, das dies einfach nicht mehr so weitergehen könne. Im Gegensatz zu heute wurde der ÖPNV auch viel weniger genutzt. Um die Defizite in den Griff zubekommen, war es also nicht groß möglich, die Fahrpreise an die Kosten heranzuführen.

Also mussten die Kosten erstmal runtergeschraubt werden. Dies hat man in den vergangenen 20 Jahren getan; wenn man den Betrieb von damals zu heute anguckt, liegen Lichtjahre dazwischen. Von der Führungsspitze über Fahrpersonal bis zu den Reinigern ist alles umgekrempelt worden, Dinge wie Wirtschaftlichkeit und Effektivität sind heute selbstverständlich.

Durch die Bank weg haben alle Hamburger Verkehrsunternehmen ihre Defizite aus eigener Kraft verringert, praktisch alle Rationalisierungsschätze gehoben. Kurz: Man kann auf der Ausgabenseite nicht mehr einsparen.

Dennoch sind eben Defizite vorhanden. Die Politik möchte aber, das Defizite weiter runtergeschraubt werden, wenn möglich; nun muss, nachdem auf der Ausgabenseite alles gehoben wurde, eben die Einnahmen verbessert werden.

Neben kräftigen Erhöhungen für die Allgemeinheit wird nun eben der schlummernde Schatz von den Schwarzfahrern gehoben.

Mindestens 20 Millionen Piepen gehen Jahr für Jahr den Bach runter, und ganz ehrlich, das halte ich für den viel größeren Skandal als das zücken einer Fahrkarte beim Besteigen eines Busses.

Ferner sehe ich persönlich es auch nicht ein, warum letztlich der Steuerzahler für ein paar Schmarotzer aufkommen soll, die offenbar der Meinung sind, sie können Leistungen in Anspruch nehmen, für den die Mehrheit der ehrlichen Kunden zahlt.

Ich habe den Eindruck, dass ich mit dieser Meinung nicht alleine stehe. Die Protestierer sind zwar sehr Laut, aber vermutlich nicht in der Mehrheit. Es gibt jedenfalls viele, die den „Einstieg vorn“ begrüßen, weil sie einfach keinen Bock mehr haben, als ehrlicher Kunde dumm dazustehen, nur weil Herr und Frau Hampelmann sich für besonders gewitzt halten.


Der Hamburger Weg: [youtu.be]
Zitat
speedwings
Die Einnahmen durch den Fahrkartenverkauf sind in den letzten Jahren ja immer gestiegen, da ja auch die Fahrgastzahlen jedes Jahr deutlich zugenommen haben ohne dass das Fahrplanangebot im gleichen Ausmass erweitert wurde.

Jein.
Es gibt keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen mehr unternommenen Fahrten (Beförderungsfällen) und steigenden Einnahmen. An anderer Stelle habe ich dazu vor längerem etwas geschrieben: Kauderwelsch (11): Beförderungsfall

Weiterhin wurde und wird das Angebot natürlich erweitert, so weit, dass die Kapazitäten, wo man nur hinguckt, ausgeschöpft wurden. Die Personalkosten werden von Jahr zu Jahr auch nicht weniger, Kosten für Energie können nur zum Teil durch Einsparungen abgefangen werden (die ihrerseits teuer sind, Fahrzeuge steigen ja auch in ihren Preisen) und so weiter und so fort.

Zitat
speedwings
Auch mal eine Frage: Wenn dieser "Vorder-Einstieg" ein so toller Erfolg ist, warum haben dann nicht schon längst alle deutschen Verkehrsbetriebe diesen eingeführt? Warum haben die Verkehrsbetriebe in Mainz den "Vorder-Einstieg" im letzten Jahr wieder abgeschafft? Ist doch irgendwie seltsam....oder? :-)

Die Situation in Mainz ist mir nicht bekannt, es kann aber prinzipiell auch praktische Gründe geben, von der Sichtkontrolle wieder abzurücken, die erspare ich mir jetzt aber.

Grundsätzlich ist der Nahverkehr so erzkonservativ wie viele seiner Nutzer. Neuerungen und Änderungen sind höchst unbeliebt (erlebt man ja auch hier, viele vom Fahrpersonal meckern auch).
Irgendwann prescht ein Großer dann vor (Berlin in diesem Falle), die anderen gucken sich das interessiert aus sicherer Entfernung an und übernehmen es bei Erfolg.

Darüber hinaus kommt es auch auf die Finanzkraft der jeweiligen öffentlichen Hand an. Berlin, chronisch pleite, ist da mehr gefordert als München. Ich wäre nicht überrascht, wenn der MVV auch weiterhin auf die Sichtkontrolle verzichtet, womöglich kann man sich Schwarzfahrer da eben mehr leisten, als in Berlin oder bei uns in Hamburg.

Dennoch gehe ich davon aus, dass die Sichtkontrolle zur Regel in Deutschland wird, mit einigen Ausnahmen.


Der Hamburger Weg: [youtu.be]
Zitat
Rycon
Zitat
Boris
Hier gibt es ja viele Leute mit Hintergrundwissen. Wieso hat man Jahrzehnte ohne den kontrollierten Vorneeinstieg leben können und jetzt nicht mehr? Die Senatoren werden früher wohl kaum zu doof zum Rechnen gewesen sein. Dazu muss es früher auch Entscheidungen gegeben haben.

Dieses Argument verdient es, sich etwas näher damit zu beschäftigen. Ich muss dazu etwas ausholen.
- ... -

Sowohl Fragestellung als auch die Antwort fassen -für mich zumindest- die sich mittlerweile im Kreis drehende Diskussion ganz wunderbar zusammen. Erhellend!


Zitat
Boris
PS2: Und wo wir dabei sind, wird es neu gestaltete Abo-Karten geben? Die jetzigen Mäppchen sind der Beanspruchung zumindest nicht gewachsen.

Dazu mal eine Frage an Alle bzw. die Insider: War nicht mal ganz wolkig geplant, die Zeitkarten auf Plastikkarte à la BahnCard umzustellen bzw. das zumindest anzubieten? Irgendwie klingelt da jedenfalls was bei mir.
Hallo Rycon,

Zitat
Rycon
Einspruch, Euer Ehren. Museen werden auch von der Stadt gefördert und dennoch muss man eine gültige Eintrittskarte erwerben.

Tja, nur die habe ich deswegen bewusst ausgelassen. Die wenigen Ausnahmen davon, kann man getrost unter den Teppich fallen lassen. Diesen krassen Fehler machen viele der Befürworter hier ja immer. Ein Zeichen, wie wenig Wissen da offenbar vorhanden ist.


Zitat
Rycon
Und das der ÖPNV „eine Leistung der Stadt“ sei kann ich auch nicht so einfach stehenlassen. Dies ist nämlich keineswegs eine Leistung der Stadt aus reiner Barmherzigkeit, sondern 1. gesetzlich aus Gründen der Daseinsvorsorge und 2. schlicht und ergreifend lebenswichtig für das funktionieren des Verkehrs, auch und gerade des Wirtschaftsverkehrs.

Womit mein Argument noch gestärkt wird. ;-) Die Stadt muss es aus Eigennutz anbieten. Ich komme ihr durch die ÖPNV-Nutzung entgegen und sie kann sich das Geld für andere Infrastruktur sparen. Eine weitere Legitimation für die Nutzung ist daher überflüssig.


Zitat
Rycon
Selbstverständlich gilt auch im Verkehrswesen der freie Markt; die Menschen haben die Wahl zwischen dem individualen Verkehr oder den Massenverkehr.

Nein, nicht in dem Sinne eines Kinos. Hier habe ich nicht nur die absolut freie Wahl zwischen den Anbietern, sondern auch, wie und wo ich den Film sehe. Es ist gut und richtig, dass es nicht tausende Linien und Anbieter gibt (wobei sich das mit der Zeit eh erledigen würde) und es Konzessionen gibt. Daraus ergibt sich aber, nicht die geringste Wahl zu haben. Egal ob einem die gebotene Leistung gefällt (siehe S-Bahn).

Ein Kino, was mir nicht gefällt, besuche ich nicht mehr. Gefallen mir Kinos nicht, kaufe ich mir die DVD oder sehe es im Fernsehen. Das ist tägliche Konkurrenz, die es beim ÖPNV nicht im Ansatz gibt.


Zitat
Rycon
Dieses Argument verdient es, sich etwas näher damit zu beschäftigen. Ich muss dazu etwas ausholen.

Danke, dass Du hier mal einen konstruktiven Drive reingebracht hast! Allerdings kann ich mich an Texte erinnern, bei denen von Finanzproblemen bereits in den 1970er Jahren und reduzierten Beleuchtungen die Rede war. Damals hat man dann aber offenbar einfach weiter gemacht...?


Zitat
Rycon
Mindestens 20 Millionen Piepen gehen Jahr für Jahr den Bach runter, und ganz ehrlich, das halte ich für den viel größeren Skandal als das zücken einer Fahrkarte beim Besteigen eines Busses.

Von Skandal reden hier wohl keine ernst zu nehmenden Leute. Das Forum hier bildet auch nicht die Realität ab. Ich habe in der letzten Zeit oft genug negative Gespräche zum Vorneeinstieg gehört. Nur, diese Gegenstimmen wird man nie hören, da hier ja schon viele nicht wissen, wo sie sich genau beschweren sollen.

Was viel mehr bedenklich ist, die meisten Befürworter haben nur emotionale Gründe. Das Hintergrundwissen scheint mangelhaft. Bei einem politischen Vorgang in einer Demokratie absolut nicht drin. Wenn ich mir dagegen die Gegner des ÖPNV - wie Herrn Wegener - betrachte, dann verwundert beispielsweise ein Stadtbahn-Aus auch nicht. Da hat jemand Wissen und keine Bilderbuchvorstellungen, dass die Welt besser würde.

Wobei, einen Skandal gibt es doch. Diese Pantoffelhelden-Regelung, der Fahrplan geht vor Kontrolle und vor allem vor Durchsetzung der Regelungen. Sofern die Schilderung von Gelenkbuslover stimmt, wurden die Fahrgäste in dem Bus verarscht. Entweder man kommt in dem Fall mit Hochbahn-Wache oder Polizei vorbei oder man lässt die ganze Sache ganz. Es kann nicht sein, dass ich mir die kostenlose Beförderung durch Gewaltandrohung oder Diskussion "erarbeiten" kann.

Und da sind wir bei Deinem letzten Satz. ;-)



Grüße
Boris
Zitat

Mindestens 20 Millionen Piepen gehen Jahr für Jahr den Bach runter, und ganz ehrlich, das halte ich für den viel größeren Skandal als das zücken einer Fahrkarte beim Besteigen eines Busses.

Die 20 Mio. sind eine schlechte und unseriöse Schätzung, mehr nicht. Microsoft entgehen jedes Jahr viele Milliarden, weil Schüler sich Office fürs Briefe schreiben vom Freund kopieren statt 300 € über die Ladentheke zu schieben. Die Musikbranche verlor an einer einzigen LAN-Party pickeliger Jugendlicher Millionen Euro, weil ganze Schallarchive übers Netz ausgetauscht wurden. Und der HVV hat einen Schaden von 20 Millionen Euro im Jahr durch Schwarzfahrer.

Dass bundesweit mehrere Gefängnisse allein mit Schwarzfahrern ausgelastet sind, die ihre Geldstrafen (kein EBE!) nicht zahlen können bzw. nicht wollen, lassen wir dabei gekonnt unter den Tisch fallen. Ebenso, dass knapp 100 Euro für die Monatskarte z.B. von Langenhorn in die Innenstadt ein stolzer Preis sind, den sich mancher Nutzer einfach nicht leisten kann. Genauso wie der "Gelegenheitschwarzfahrer", der einfach mit dem Bus ein paar Meter abkürzen würde - dem das aber eigentlich keine 1,40 € wert sind.

Der HVV (und auch du) geht ganz flott davon aus, dass jeder Nutzer auch den verlangten Preis zahlen würde. Das ist mit Verlaub: Quatsch.

Zitat

Ferner sehe ich persönlich es auch nicht ein, warum letztlich der Steuerzahler für ein paar Schmarotzer aufkommen soll, die offenbar der Meinung sind, sie können Leistungen in Anspruch nehmen, für den die Mehrheit der ehrlichen Kunden zahlt.

"Der Steuerzahler" (den es noch weniger gibt als "den Busfahrer") mag sich aus prinzipiellen Erwägungen darüber aufregen. Aber vielleicht sollten wir mal die Relation setzen: Um 6 bis 10 Millionen Euro zu "heben", führt der HVV als Büttel der Stadt ein riesiges Theater auf. Dieses Geld entspricht ca. 1,9 % des aktuellen städtischen Anteils für die Elbphilharmonie.

An anderer Stelle bedient "der Steuerzahler" regelrechte Selbstbedienungsseilschaften mit astronomischen Summen. Warum sollte ich gutheißen, dass sich die Stadt über den NV sanieren will - und dabei nicht nur ein paar Euro von Schwarzfahrern einsackt, sondern auch den Komfort für mich bei gleichbleibendem Preis massiv reduziert?

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Dennoch sind eben Defizite vorhanden. Die Politik möchte aber, das Defizite weiter runtergeschraubt werden, wenn möglich; nun muss, nachdem auf der Ausgabenseite alles gehoben wurde, eben die Einnahmen verbessert werden.

Richtig, es ist Politik. Ich sehe nicht ein, dass diese Politik des Senats zur rein wirtschaftlichen Sicht auf den ÖV jetzt nicht nur über die Fahrpreise (plus 30 Prozent seit 2002), sondern nunmehr auch über den Komfort auf meinem Rücken ausgetragen wird. Irgendwann ist der Bogen überspannt. Was in Hamburg in Sachen ÖV-Politik abläuft, geht auf keine Kuhhaut mehr.

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Ich habe den Eindruck, dass ich mit dieser Meinung nicht alleine stehe. Die Protestierer sind zwar sehr Laut, aber vermutlich nicht in der Mehrheit. Es gibt jedenfalls viele, die den „Einstieg vorn“ begrüßen, weil sie einfach keinen Bock mehr haben, als ehrlicher Kunde dumm dazustehen, nur weil Herr und Frau Hampelmann sich für besonders gewitzt halten.

Entschuldigung, der HVV betreibt mit allen seinen lächerlichen Maßnahmen der letzten Monate allein Deppenfang. Die 40 Piepen vom Alkverbot zahlt nicht der, der sein Bier in eine O-Saft-Buddel umfüllt. Und auch nicht die Straßengang, die zu zehnt neben zwei Hochbahnwachen aufkreuzt. Nach meinen Beobachtungen macht der Sicherheitsdienst auf leichte Beute. Plötzlich nüchtern sind die Fahrgäste auch nicht geworden. Überraschung!

Ebenso holt man sich beim Einstieg vorn allein die leichte Beute. Die Bergedorfer Schwarzfahrerquoten zeigen: es wird trotzdem fleißig gratis gefahren. Wenn du dich im vollen Gelenkbus darüber freust, jetzt nicht mehr "dumm dazustehen", spricht das allein für deine maßlose Naivität. Höchstwahrscheinlich ist mit dir auch mindestens ein Schwarzfahrer im Bus. Trotz Karten vorzeigen. Trotz Schlangen stehen wie vorm Intershop, trotz der elenden Kartenkramerei, trotz Anschnauzen vom Fahrer, weil du hinten kurz vor die Tür bist, um den Weg freizumachen. Du freust dich darüber?

Ich nicht.

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Selbstverständlich gilt auch im Verkehrswesen der freie Markt; die Menschen haben die Wahl zwischen dem individualen Verkehr oder den Massenverkehr.

Das ist für viele Leute schlicht barer Unfug. Gerade der ÖV ist zu einem Großteil mit nicht wahlfreien Fahrgästen gesegnet. Da gibt es keine Konkurrenz.
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LevHAM
Was soll das mit dieser Sichtkontrolle??? Dann kann man es auch ganz lassen!
Dachtest du wirklich das jede Fahrkarte genau kontrolliert wird? Bei Abo-Karten auch mit abgleich des Persoausweises, vielleicht noch Fingerabdrücke, DNA, ..? xD
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Neben Mainz (nun 24 Stunden freier Einstieg) hat sich auch Aachen vom Foltereinstieg getrennt.
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Der Unterschied zwischen kontrolle im Bus und z.B. Kino ist überhaupt nicht zu vergleichen.
Sobald man im Kino die Eintrittskarte zeigt, fährt das Kino ab und man fällt womöglich um? Muss man sich dort auch irgendwo hinquetschen? Nein, man kann in aller Ruhe zu seinem Platz gehen, ohne gedrängel, ohne genervte Leute.

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