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U1 zum Ostkreuz?
geschrieben von Tradibahner 
Re: U1 zum Ostkreuz?
01.02.2016 22:03
Ich will gern ergänzen, dass eine gewisse Flexibilität bei der Generalbebaung/Verkehrswegeplan durchaus notwendig ist. Insbesondre bei der Feinverteilung, also Bus und Tram. Auch gibt es natürlich Neuplanungen, die sich auf alles andere auswirken, wie z.B. das Pilzkonzept. Das allerdings wiederum auf älteren Planungen fußt. Dass der politische Eingriff oft gegen die Vernunft gerichtet ist, sieht man ja sogar beim 200km Plan, der stark von der Teilung geprägt und gegen die S-Bahn gerichtet war. Vieles in der Vergangenheit sind gute Beispiele für meine These, dass kurzfristige politische Entscheidungen gegen langfristige Vernunft gerichtet sind. Zahlreiche vergebliche Vorleistungen sind ebenfalls ein Beispiel dafür. Mir kommen aktuelle Planungen oft wie von der Hand in den Mund vor. Klar, es gab auch langfristige Planungen, die gegen die Vernunft sind, wie z.B. Germania - auch eine rein politische Entscheidung. ;-(

Aus meiner Sicht gibt es aber nicht unbedingt etwas dagegen einzuwenden, eine bestehende Straßenbahn-Trasse durch eine U-Bahn zu ersetzen. Sollte in Pankow die Verlängerung bis Kirche mal kommen, ist praktisch die M1 auf der Schönhauser überflüssig. Man könnte sich dann mehr auf die Ost-West-Verbindungen bei den Tram-Linien konzentrieren. Und es bestünde dann keine Notwendigkeit die U2 nach Nordwesten ab zu schwenken, sondern wie schon immer geplant weiter nach Norden. Ja ein zusätzlicher U-Bahnhof an der Bornholmer würde das natürlich noch befördern.
Zitat
Heidekraut
Aus meiner Sicht gibt es aber nicht unbedingt etwas dagegen einzuwenden, eine bestehende Straßenbahn-Trasse durch eine U-Bahn zu ersetzen. Sollte in Pankow die Verlängerung bis Kirche mal kommen, ist praktisch die M1 auf der Schönhauser überflüssig

Dann gibt es dort endlich mehr Platz für die Autos, hurra.....

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !
def
Re: U1 zum Ostkreuz?
02.02.2016 07:39
Zitat
Heidekraut
Aus meiner Sicht gibt es aber nicht unbedingt etwas dagegen einzuwenden, eine bestehende Straßenbahn-Trasse durch eine U-Bahn zu ersetzen. Sollte in Pankow die Verlängerung bis Kirche mal kommen, ist praktisch die M1 auf der Schönhauser überflüssig. Man könnte sich dann mehr auf die Ost-West-Verbindungen bei den Tram-Linien konzentrieren. Und es bestünde dann keine Notwendigkeit die U2 nach Nordwesten ab zu schwenken, sondern wie schon immer geplant weiter nach Norden. Ja ein zusätzlicher U-Bahnhof an der Bornholmer würde das natürlich noch befördern.

Warum werden hier eigentlich ständig gut genutzte Angebote in Frage gestellt? Neulich der Busverkehr in der Kantstraße, nun die Straßenbahn in der Schönhauser Allee. Wenn der ÖPNV solche "Freunde" hat, braucht er gar keine Feinde mehr...

Allein die Zuweisung "Straßenbahn = Feinverteilung"... als würde jeder Fahrgast durch die halbe Stadt fahren. Wer davon ausgeht, kann sich natürlich auch nicht vorstellen, dass es zwischen Kastanienallee, Schönhauser Allee und Pankow auch viele Kurzstreckenverkehre gibt, die sicher nicht attraktiver werden, wenn man umsteigen muss.
Re: U1 zum Ostkreuz?
02.02.2016 09:44
Zitat
def
Warum werden hier eigentlich ständig gut genutzte Angebote in Frage gestellt? Neulich der Busverkehr in der Kantstraße, nun die Straßenbahn in der Schönhauser Allee. Wenn der ÖPNV solche "Freunde" hat, braucht er gar keine Feinde mehr...

Allein die Zuweisung "Straßenbahn = Feinverteilung"... als würde jeder Fahrgast durch die halbe Stadt fahren. Wer davon ausgeht, kann sich natürlich auch nicht vorstellen, dass es zwischen Kastanienallee, Schönhauser Allee und Pankow auch viele Kurzstreckenverkehre gibt, die sicher nicht attraktiver werden, wenn man umsteigen muss.

Ich bin auch immer wieder darüber erstaunt. Schaut man sich in etlichen vergleichbaren Städten um, dass ist es eher Standard denn die Ausnahme, dass gerade in Geschäftsstraßen in hochverdichteten Stadtquartieren über den S/U-Bahn-Strecken ein dichtes Angebot vorgehalten - und auch gut genutzt - wird.

Vielleicht ist es bei einigen immer noch die Fixierung darauf, das alleine das technisch aufwändigste und teuerste öffentliche Verkehrsmittel - nämlich die U-Bahn - gut genug sei und alles andere als minderwertiger Verkehr zu bewerten sei. Oder darauf aufgebaut dann die Hoffnung, wenn wir möglichst wenig Oberflächen-ÖPNV haben, die U-Bahnen voller werden und wir so ein paar Strecken mehr bekommen?

Nein, die Zeiten, wo U-Bahnen zuvorderst mit der Idee gebaut worden, möglichst viel Öffentlichen Verkehr an der Oberfläche zu eliminieren, sind auch in Berlin vorbei. Und das ist auch gut so - denn eine solche Strategie erweist sich für das Gesamtsystem ÖPNV als fatal.

Ingolf
Volle Zustimmung, Ingolf.
Seit in der Gegend um den U-Bf. Osloer Str. das Busnetz umgekrempelt wurde, gibt es kaum noch oder keine Direktverbindungen mehr von der Gegend nördlich des Bahnhofs nach Süden.

Konsequenz ist Ausdünnung der Takte beim Bus, längere Wartezeiten, längere Fußwege und ständiges Umsteigen. Man wird hier auf das Umsteigen zur U-Bahn regelrecht gezwungen, und wer die Verhältnisse auf U8 und U9 kennt, weiß, daß ein Mitfahren in der U-Bahn hier wie die Mifahrt in Sardinenbüchsen ist. Aber es ist jetzt mehr Platz für die Autos.

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !
Re: U1 zum Ostkreuz?
02.02.2016 18:09
Es ist klar, dass der Aufschrei kommen muss, aber was ist gegen den Ausbau der U-Bahn einzuwenden, außer, dass er teuer ist? Eine U-Bahn nach Weißensee wäre allemal besser, als die langen Blechbahnen. Leider ist es nie dazu gekommen. Das hat mit dem Autoverkehr nichts zu tun. Als die U-Bahnen konzipiert wurden, war der MIV noch vernachlässigbar. Ich sehe auch nicht, dass die M1 so viele Vorteile gegenüber der U2 bringt, wegen der einen Station Milastr.? Feinverteilung heißt ja grade Kurzstrecke, ich jedenfalls möchte keine Langstrecken mit der Tram zurücklegen, wenn ich S- und U-Bahn nutzen kann, oder in eine andre Linie umsteigen. Etwa von Spitze mit der M13 nach Warschaur Str.? Ich müste ja verrückt sein.
Umsteigepunkt Bornholmer/Wisbyer zur Schönhauser (M1 zur M13 und 50) wäre zum Beispiel ein Punkt, weswegen man die Straßenbahn dort nicht einstellen sollte. Ein Glück ist das ja nicht geplant

**** Viele Grüße **** bleibt gesund !
Re: U1 zum Ostkreuz?
02.02.2016 18:44
Es geht auch um umsteigefreie/-arme Direktverbindungen.
Wenn alle, die zur Nordsüdbahn (Pankow), Ringbahn/Shopping/Pub/Kino
(Schönhauser) und M10/Feiern/Kultur (Eberswalder) wollen, nochmals
umsteigen müssen, verliert man Fahrgäste. Nicht alle M1 und 50 Nutzer
wollen explizit zur U2. Ich vermute sogar, es sind die wenigsten. Ich wette,
wenn die 50 zur Schönhauser führe, wäre sie noch voller.

Und ja, die Zwischenstationen der Tram sind zur Verteilung wichtig. Fallen die
weg, ist neben Milastr. auch Masurenstr. und ganz besonders Bornholmer Ecke
Schönhauser (in Nord-Süd-Richtung) betroffen. Da fahren keine Busse, das
fördert den MIV, wenn potentielle Fahrgäste erst weit laufen müssen, um den
ÖPNV nutzen zu können. Oder man legt die Straßenbahn still und lässt dafür
Busse fahren. Diese würden durch Zweite-Reihe-Parker in der Schönhauser
viel stärker behindert (Fahrzeit) als die Straßenbahn, die auf der linken Spur
fährt. Die Schloßstraße ist ein "schönes" Beispiel. Als Analogie müsste nach
deiner Theorie dort "oben" nichts fahren. Die Leute können doch die U9
zwischen Walter-Schreiber und Steglitz nehmen. Alle Busse enden am Rathaus/
Kreisel, Umsteigen zur U-Bahn und ab Walter-Schreiber geht's wieder mit
Bussen weiter. Da fällt auch nur ein Bushalt weg (Kieler Str.) statt drei
Tramhalte in der Schönhauser).

PS:
> was ist gegen den Ausbau der U-Bahn einzuwenden, außer, dass er teuer ist?
Reicht das nicht? ;-) ;-)
def
Re: U1 zum Ostkreuz?
02.02.2016 18:49
Zitat
Heidekraut
Es ist klar, dass der Aufschrei kommen muss, aber was ist gegen den Ausbau der U-Bahn einzuwenden, außer, dass er teuer ist? Eine U-Bahn nach Weißensee wäre allemal besser, als die langen Blechbahnen.

Bekanntermaßen verkehren U-Bahnen ja in der Regel als kurze Holzbahnen, gell?

Zitat
Heidekraut
Als die U-Bahnen konzipiert wurden, war der MIV noch vernachlässigbar. Ich sehe auch nicht, dass die M1 so viele Vorteile gegenüber der U2 bringt, wegen der einen Station Milastr.? Feinverteilung heißt ja grade Kurzstrecke, ich jedenfalls möchte keine Langstrecken mit der Tram zurücklegen, wenn ich S- und U-Bahn nutzen kann, oder in eine andre Linie umsteigen. Etwa von Spitze mit der M13 nach Warschaur Str.? Ich müste ja verrückt sein.

Zum einen zwingt Dich ja niemand, für Langstrecken die pöse Straßenbahn (oder auch Busse) zu nutzen. Aber die M1 wird offensichtlich angenommen. Also scheint sie ja gar nicht so verkehrt an dieser Stelle zu sein. Das hat übrigens nicht nur mit der Haltestelle Milastraße zu tun, sondern u.a. auch mit der direkten Verbindung von Niederschönhausen, des Pankower Zentrums und der Kastanienallee an die Ringbahn und das lokale Einkaufszentrum. Oder von Pankow in die Kastanienallee. Und was Du nicht bedacht hast: mag ja sein, dass die U2 in der Schönhauser Allee fast alle Haltestellen der Straßenbahn mit erschließt. Aber eben nicht die in Pankow oder Prenzlauer Berg. Und genau da käme es dann zu Umsteigezwängen, die den ÖPNV sicher nicht attraktiver machen.

Und zwischen "Einmal durch die Stadt" und "500 m" gibt es auch noch so ein paar Zwischenstufen. Zum Beispiel die genannten.

Niemand möchte Dir übrigens Deine heilige U-Bahn wegnehmen, die hat hier auch ihre Berechtigung. Und sollte die 50 dereinst über die Wollankstraße nach Wedding fahre, hielte ich eine Verlängerung der U2 nach Pankow-Kirche sogar für ganz sinnvoll.

Der Vergleich mit der M13 hinkt außerdem gewaltig, da die Strecke ja viel länger ist. Aber selbst hier käme sie für einige Ziele in Friedrichshain durchaus in Betracht - wenn der Zeitvorteil der S-Bahn nämlich durch Fußwege hin ist, kann man auch direkt den bequemen Weg wählen.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.02.2016 19:04 von def.
Zitat
L.Willms
Zitat
Bovist66
für das wenige Machbare einzutreten, also z.B. ein S-Bahnhof Tiefwerder (zwischen Stresow und Pichelsberg),

Tiefwerder? Ortslage hier in Open Street Map

Wie soll man von der S-Bahn nach Tiefwerder kommen durch Wald und Wasser? Das wäre eher ein Bahnhof "Polizeiübungsgelände 'Fighting City Ruhleben'", aber die braucht nun wirklich keine S-Bahn. Die kommen mit ihren Wannen dorthin.

Gemeint ist natürlich ein Bahnhof über der Ruhlebener/Charlottenburger Chaussee, der Name der Station sei einmal dahingestellt. Wichtig wäre hier ein Haltepunkt
1. zur direkten Erschließung des örtlichen Wohngebiets (z.T. mit Hochhäusern),
2. der Märkte (Ikea u.a.), evtl. über einen weiteren Zugang zum Gewerbegebiet von der Nordseite der Station her,
3. der Polizeischule (morgens/nachmittags durchaus erheblicher Azubi-Verkehr dorthin),
4. zur mittelbaren Erschließung der Spandauer Wilhelmstadt (mittels Bus 131, der dann auch eine Taktverdichtung bekommen könnte),
5. zur Verbesserung der Umsteige-Situation M45 - S-Bahn. Diese ist nämlich jetzt am Rathaus Spandau einigermaßen besch ... eiden.
Konkret spielt das z.B. eine Rolle für Fahrgäste, die aus dem Raum Hakenfelde kommen und zur S-Bahn umsteigen wollen. Sollte die
S-Bahn außerdem Richtung Falkensee verlängert werden (bitte jetzt nicht wieder endlos zerreden!!), wäre ein Umstieg vom M45 zur
S-Bahn auch aus der Fahrtrichtung Osten interessant(er).
Nachrangig außerdem:
6. Ausflugsverkehre Richtung Murellenschlucht.
7. Verlängerung des Busses 104 vom Brixplatz zum S-Bahnhof Tiefwerder (wenigstens im Berufsverkehr, wenn S-Bahn Richtung Havelland
fahren sollte). Hier allerdings Rücksichtnahme auf U2 West erforderlich, um "Kannibalisierung" zu vermeiden.

Insgesamt gibt es also triftige Gründe für diesen S-Bahnhof, bei dem man vor allem die Umsteige-Beziehung S-Bahn-Bus (oder später zur Straßenbahn) sehr günstig gestalten kann.

Die Fahrzeit-Verlängerung durch den zusätzlichen Haltepunkt sollte auch kein Problem sein: M.E. müsste es gehen, die 1-2 Minuten für den zusätzlichen Halt unterwegs wieder hereinzufahren, evtl. auch durch Verkürzung der Standzeiten in Westkreuz. Ein paar Sekunden längere Fahrzeit wäre auch kein so großes Problem, meine ich.
@ L. Willms:

Deinen Einwand habe ich auch nicht so recht verstanden. Der fragliche S-Bahnhof wird doch schon seit den 80er Jahren (da gab es mal eine IGEB-Broschüre, die die S-Bahn nach Spandau gefordert samt diesem Bahnhof gefordert hat) als "Tiefwerder" bezeichnet, zuweilen auch als "Charlottenburger Chaussee".

@ bovist66

Dem stimme ich voll und ganz zu. Ich verstehe auch nicht, wieso es um den Bahnhof so still geworden ist. Gerade, wenn man sich über die mangelhafte Auslastung der Spandauer S-Bahn beklagt, sollte man doch eigentlich jedes potentielle Aufkommen entlang der Strecke mitnehmen. Und wenn dann mittels verdichtetem 131er der Knoten am Rathaus noch etwas entlastet werden könnte - um so besser.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.02.2016 19:14 von def.
Re: U1 zum Ostkreuz?
02.02.2016 19:14
Zitat
Heidekraut
Es ist klar, dass der Aufschrei kommen muss, aber was ist gegen den Ausbau der U-Bahn einzuwenden, außer, dass er teuer ist? Eine U-Bahn nach Weißensee wäre allemal besser, als die langen Blechbahnen. Leider ist es nie dazu gekommen. Das hat mit dem Autoverkehr nichts zu tun. Als die U-Bahnen konzipiert wurden, war der MIV noch vernachlässigbar. Ich sehe auch nicht, dass die M1 so viele Vorteile gegenüber der U2 bringt, wegen der einen Station Milastr.? Feinverteilung heißt ja grade Kurzstrecke, ich jedenfalls möchte keine Langstrecken mit der Tram zurücklegen, wenn ich S- und U-Bahn nutzen kann, oder in eine andre Linie umsteigen. Etwa von Spitze mit der M13 nach Warschaur Str.? Ich müste ja verrückt sein.

Denke bitte auch daran, dass es viele Fahrgäste gibt, für die kurze Wege und eine echte Barriere-Freiheit entscheidend sind. Ich spreche hier nicht unbedingt von Bequemlichkeit. Wer z.B. gehbehindert ist, mit Kinderwagen oder kleinen Kindern an der Hand unterwegs ist, weiß, wovon die Rede ist!
Zudem würde eine U-Bahn nach Weißensee den ÖPNV in der Berliner Allee auf zwei Ebenen verlagern - was weder für die Fahrgäste attraktiv noch ökonomisch sinnvoll wäre. Der Charme der jetzigen Situation liegt ja gerade darin, dass man z.B. vom Antonplatz vom selben Bahnsteig in verschiedene Richtungen fahren kann. Ebenso sehr würde eine U-Bahn am S-Bahnhof Greifswalder Straße lange Umsteigewege festschreiben (wiederum unattraktiv, besonders nachts, und teuer im Betrieb obendrein). Viel besser wäre hier, endlich den direkten Zugang von der Ringbahn zur Straßenbahn zu bauen. Last no least: Es gäbe für eine U-Bahn nach Weißensee auch keine überzeugende Perspektive für eine Verlängerung über Alexanderplatz hinaus Richtung Westen. Wenn überhaupt, kann man m.E. allerhöchstens sehr, sehr langfristig daran denken, einzelne Abschnitte der M4 unter die Erde zu verlegen, unter Beibehaltung der Linie als solcher zum Straßenbahnnetz. Von der Kapazität her ist das Straßenbahn-System in Weißensee für meine Begriffe noch lange nicht ausgereizt, einer "Voll-U-Bahn" bedarf es also - auch - hier nicht, zumindest nicht unter den heutigen und wohl noch für sehr lange Zeit absehbaren Gegebenheiten.
Zitat
Heidekraut
Es ist klar, dass der Aufschrei kommen muss, aber was ist gegen den Ausbau der U-Bahn einzuwenden, außer, dass er teuer ist? Eine U-Bahn nach Weißensee wäre allemal besser, als die langen Blechbahnen. Leider ist es nie dazu gekommen. Das hat mit dem Autoverkehr nichts zu tun. Als die U-Bahnen konzipiert wurden, war der MIV noch vernachlässigbar. Ich sehe auch nicht, dass die M1 so viele Vorteile gegenüber der U2 bringt, wegen der einen Station Milastr.? Feinverteilung heißt ja grade Kurzstrecke, ich jedenfalls möchte keine Langstrecken mit der Tram zurücklegen, wenn ich S- und U-Bahn nutzen kann, oder in eine andre Linie umsteigen. Etwa von Spitze mit der M13 nach Warschaur Str.? Ich müste ja verrückt sein.

Wenn man alle anderen Systemeigenschaften ausschließt, lässt sich die Frage sicherlich einfach beantworten. Oder anders gefragt: Was ist gegen Waffen einzuwenden, außer dass sie Menschen töten?

Eine neue U-Bahnstrecke ist mal eben nicht nur zu teuer, sondern hat im Vergleich zu anderen schienengebundenen Verkehrsmitteln einen wesentlichen Nachteil. Natürlich hat sie auch Vorteile, wie höhere Fahrgeschwindigkeiten, zuverlässiger Betrieb und größere Beförderungskapazitäten. Doch in einem Punkt ist sie der Straßenbahn unterlegen, in der Feinverteilung. Im Vergleich zu U-Bahnstationen liegen Straßenbahnhaltestellen dichter zusammen. Dadurch verkürzen sich die Wege von der Haustür zur Haltestelle. Eine U-Bahn erreicht zwar im Schnitt eine höhere Reisegeschwindigkeit weil die Stationen weiter auseinander liegen, bedingen jedoch auch längere Zugangswege aufgrund notwendiger Treppenbauwerke und größerer Entfernungen von der Haustür zur Station. Für einige bleibt die Gesamtreisezeit vielleicht gleich, für andere wird sie sich jedoch verlängern. Manche mögen meinen, dass für viele Fahrgäste allein die Fahrzeit zählt. Dem ist jedoch nicht so. Entscheidend ist die Zeit zwischen dem Zuschließen der Haustür und dem Öffnen der Tür am Ziel. Und da ist es nun mal für das Gesamtsystem effektiver, auf dichte Haltestellenabstände und kurze Fahrzeiten zu setzen. Für diese Allianz ist die Straßenbahn nach derzeitigem Wissensstand das günstigste Verkehrsmittel, nicht nur monetär.

In der Schönhauser Allee haben wir den besonderen Fall, dass sich beide Verkehrssysteme sowohl ergänzen als auch untereinander bedingen. Während die Straßenbahn als Zubringerverkehr zur U-Bahn dient, übernimmt die U2 die weitere Beförderung Richtung Innenstadt. Auf der anderen Seite gibt es auch eine hohe Nachfrage innerhalb der Parallelstrecke und über den Verknüpfungspunkt U Vinetastraße hinaus. Nämlich in Richtung Pappelallee/ Oranienburger Tor/ Nordbahnhof. Beide Äste (Anbindung City-Ost U2 und Mitte M1) generieren allein genug Nachfrage, dass beide Verkehrssysteme nicht in Konkurrenz stehen. Ein Parallelverkehr mag auf dem Plan blöd aussehen, er offenbart seine Daseinsberechtigung aber sobald man über die Enden der Parallelität hinaus denkt. Daher gibt es nicht wirklich einen Grund den Parallelverkehr aufzugeben. Mehr noch, da die Straßenbahn nicht nur Mitte sondern auch das nördliche Pankow weiträumig erschließt, müsste man in der Schönhauser konsequenterweise die U2 still legen, bietet sie nur in eine Himmelsrichtung Anschluss.

Viele Grüße
Florian Schulz

--
Das Gegenteil von umfahren ist umfahren.
Zitat
Ingolf
Vielleicht ist es bei einigen immer noch die Fixierung darauf, das alleine das technisch aufwändigste und teuerste öffentliche Verkehrsmittel - nämlich die U-Bahn - gut genug sei und alles andere als minderwertiger Verkehr zu bewerten sei.

Wer spricht hier von minderwertigen Verkehrsmitteln?
Das teuerste und ineffizienteste Stadtverkehrsmittel ist das Auto (Taxi), dicht gefolgt von der Eisenbahn.

Dass der Bau von U-Bahntunneln technisch aufwändig und kapitalintensiv ist, steht außer Frage. Man erhält jedoch ein sicheres, witterungsunabhängiges und hochzuverlässiges, schnelles und automatisierbares Verkehrsmittel, das auf Jahrzehnte hinaus allen Verkehrsströmen gewachsen ist. Vor allem im innerstädtischen Bereich ist der Flächenverbrauch sehr gering, keinerlei Schall, Abgas, Maste, Leitungen, Sperrgitter, Spurrillen im öffentlichen Straßenland. Demonstrationen, Volksfeste, Großveranstaltungen - die U-Bahn bringt Sie hin, während die Straßenbahn den Betrieb einstellen muss und Busse weiträumig umgeleitet werden.

Die Verteuflung der U-Bahn hat Methode. Immer in Krisenzeiten (1914-1923, 1930-1955, ab 1998) wurde zuerst der U-Bahnbau eingestellt und erregt debattiert bereits begonnene Tunnel wieder zuzuschütten.
Dank weitsichtiger Politiker und Geschäftsleute kam in Berlin dennoch ein ansehnliches Netz zustande. Die wirtschaftlichen Fakten sprechen für sich. Da die U-Bahn meist auf stark nachgefragten Relationen verkehrt, betrugen die mittleren Betriebskosten für eine Fahrgastfahrt mit der U-Bahn 38 Cent, bei der Straßenbahn 68 Cent, Bus 94 Cent, S-Bahn 1,47 EUR. (Zahlen von 2011 aus [pardok.parlament-berlin.de]).

Die Straßenbahn ist seit der Renaissance als "Stadtbahn" auf eigenem Bahnkörper wieder ausgebaut worden. Bei entsprechenden Fahrgastzahlen stellt sie das wirtschaftlichste Verkehrsmittel dar, besitzt eine ausreichende Reisegeschwindigkeit und hohen Fahrkomfort. Bei Bündelung vieler Linien auf einer Strecke ist jedoch die Leistungsfähigkeit bereits heute ausgeschöpft. Genau wie bei den überlasteten Metrobuslinien M29, M41, M48 kommt es bei Verdichtung durch zusätzliche Kurse zu Stauerscheinungen, Rudelbildung und anderen Unregelmäßigkeiten. An Kreuzungspunkten mehrerer Linien untereinander und mit starken Straßenverkehrsströmen stehen sich die Bahnen gegenseitig im Weg (bevorrechtigt man am Knoten Landsberger/Petersburger die M10 oder M5/M6/M8?).

Weder die Verteuflung der U-Bahn noch Glorifizierung der Straßenbahn, schon gar nicht die Ausweitung des Busnetzes helfen weiter. Der Ausbau der Verkehrsnetze muss entsprechend der Nutzen-Kosten-Rechnung, der verfügbaren Fördermittel, der Inanspruchnahme öffentlicher Flächen, der Netzeffekte sorgfältig abgewogen werden.

Noch ein Aspekt ist mir auf der Webseite der Wiener Linien aufgefallen. Dort werden derzeit gleich zwei U-Bahnlinien (U1, U2) erweitert und ausgebaut, die U4 grundlegend modernisiert und die U5 neu gebaut, obwohl die österreichische Hauptstadt nur halb so groß ist wie die deutsche und ebenfalls ein umfangreiches Straßenbahnnetz besitzt. [www.wienerlinien.at]
Zitat
Wiener Linien
U-Bahn-Bau schafft und sichert tausende Arbeitsplätze

Der U-Bahn-Bau bringt nicht nur positive Auswirkungen für die Fahrgäste, sondern schafft und sichert tausende Arbeitsplätze über viele Jahre. Der Beschäftigungseffekt beläuft sich je 100 Millionen investierter Euro auf rund 1.700 Vollzeit-Arbeitsplätze.

„Umgerechnet auf die erste Bauphase – also Verlängerung der U2 bis zum Matzleinsdorfer Platz und Bau der U5 bis Frankhplatz/AAKH – entstehen bei einer Investitionssumme von ca. 950 Millionen Euro über 16.000 Arbeitsplätze“, betont Öffi-Stadträtin Renate Brauner.

so long

Mario



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.02.2016 19:45 von der weiße bim.
Zitat
Bovist66
Zitat
L.Willms
Zitat
Bovist66
für das wenige Machbare einzutreten, also z.B. ein S-Bahnhof Tiefwerder (zwischen Stresow und Pichelsberg),

Tiefwerder? Ortslage hier in Open Street Map

Wie soll man von der S-Bahn nach Tiefwerder kommen durch Wald und Wasser? Das wäre eher ein Bahnhof "Polizeiübungsgelände 'Fighting City Ruhleben'", aber die braucht nun wirklich keine S-Bahn. Die kommen mit ihren Wannen dorthin.

Gemeint ist natürlich ein Bahnhof über der Ruhlebener/Charlottenburger Chaussee, der Name der Station sei einmal dahingestellt.
Das ist was anderes. "Tiefwerder" ist aber dann wirklich irreführend. Dabei wäre die Station so nahe an Stresow, daß man den dafür glatt stillegen könnte...


immer noch keine richtige sig
def
Re: U1 zum Ostkreuz?
02.02.2016 19:57
Zitat
der weiße bim
Noch ein Aspekt ist mir auf der Webseite der Wiener Linien aufgefallen. Dort werden derzeit gleich zwei U-Bahnlinien (U1, U2) erweitert und ausgebaut, die U4 grundlegend modernisiert und die U5 neu gebaut, obwohl die österreichische Hauptstadt nur halb so groß ist wie die deutsche und ebenfalls ein umfangreiches Straßenbahnnetz besitzt. [www.wienerlinien.at]
Zitat
Wiener Linien
U-Bahn-Bau schafft und sichert tausende Arbeitsplätze

Der U-Bahn-Bau bringt nicht nur positive Auswirkungen für die Fahrgäste, sondern schafft und sichert tausende Arbeitsplätze über viele Jahre. Der Beschäftigungseffekt beläuft sich je 100 Millionen investierter Euro auf rund 1.700 Vollzeit-Arbeitsplätze.

„Umgerechnet auf die erste Bauphase – also Verlängerung der U2 bis zum Matzleinsdorfer Platz und Bau der U5 bis Frankhplatz/AAKH – entstehen bei einer Investitionssumme von ca. 950 Millionen Euro über 16.000 Arbeitsplätze“, betont Öffi-Stadträtin Renate Brauner.

Allerdings reden wir hier auch von einer ganz anderen Auslastung des Bestandsnetzes: U2 und U5 entlasten dort, wo es nötig ist - die im Umfeld der Neubaustrecken verkehrenden Linien U3, U6, 6, 43 und 13A befördern heute ein Drittel aller Fahrgäste des Gesamtnetzes! (Quelle, Seite 11) Und wer schonmal in Wien im Berufsverkehr mit dem zentralen Abschnitt der U3 gefahren ist, weiß, wie Überlastung aussieht: die Bahnen fahren alle 2 min und sind dennoch überfüllt. Auf dem zentralen Abschnitt der U1 sieht es ähnlich aus.
Zitat
L.Willms
Das ist was anderes. "Tiefwerder" ist aber dann wirklich irreführend. Dabei wäre die Station so nahe an Stresow, daß man den dafür glatt stillegen könnte...

Nö, Tiefwerder reicht im Osten bis an die S-Bahn und endet im Norden an der Charlottenburger Chaussee. Der Name wäre also völlig korrekt.

x--x--x--x

Für mehr gelbe Farbe im Netzplan: die Farben der U4 und U7 tauschen!
Zitat
L.Willms
Das ist was anderes. "Tiefwerder" ist aber dann wirklich irreführend. Dabei wäre die Station so nahe an Stresow, daß man den dafür glatt stillegen könnte...

Naja, gut 800-900 m wären jetzt im Berliner S-Bahnnetz auch kein ungewöhnlich kurzer Bahnhofsabstand.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 02.02.2016 20:02 von def.
Zitat
L.Willms
Dabei wäre die Station so nahe an Stresow, daß man den dafür glatt stillegen könnte...

Wenn es um den Abstand zum nächsten Bahnhof gehen würde, hätte man Stresow schon längst stillgelegt.
Zitat
B-V 3313
Zitat
L.Willms
Das ist was anderes. "Tiefwerder" ist aber dann wirklich irreführend. Dabei wäre die Station so nahe an Stresow, daß man den dafür glatt stillegen könnte...

Nö, Tiefwerder reicht im Osten bis an die S-Bahn und endet im Norden an der Charlottenburger Chaussee. Der Name wäre also völlig korrekt.

Worauf stützt sich diese Grenzziehung?

Die Autoren der OSM sehen das aber anders: Tiefwerder? Ortslage hier in Open Street Map


immer noch keine richtige sig
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