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Verkehrspolitik in Berlin
geschrieben von krickstadt 
Zitat
Heidekraut

"Umweltstandards und die Beteiligungsmöglichkeiten der Öffentlichkeit eingeschränkt"

Aus meiner Sicht handelt es sich hier um die größte Beschleunigungsbremse.
Es ist sicherlich nötig, Umweltschutz angemessen zu berücksichtigen. Aber oft wird doch übers Ziel hinausgeschossen und die „Beteiligungsmöglichkeiten“ dazu genutzt, etwas zu verhindern. Wenn, wie bei Hannover-Bielefeld oder jetzt wieder in Bamberg, die Verbände oder die Lokalpolitik das ganze Projekt ablehnen und den Projekten die Legitimation absprechen, dann muss man sich doch fragen, ob diese Fundamentalopposition Einflussmöglichkeiten haben darf.
Auf der anderen Seite haben aber die Bürgerinitiativen mit ihrer Fundamentalopposition den übertriebenen Autobahnbau in der Stadt verhindert. Gibt es gute und böse Fundamentalopposition? Ich weiß es nicht.

Allerdings: was für stundenlange Diskussionen die Bahn bei dem Projekt Wollankstraße / Anbindung Schönholz führen musste, wegen der Bäume am Bahndamm, die dort überhaupt erst seit 1990 nach dem Fall der Mauer wachsen konnten, weil die Bahn die „Unkrautbeseitigung“ am Bahndamm vernachlässigte und das freie Schussfeld nicht mehr nötig war, ist schon bezeichnend. Vor allem, wenn jetzt im Planrecht Ausgleichsmaßnahmen für gefällte Bäume vorgesehen werden müssen, die alle in 30 Jahren sowieso wieder da sind.

Während gleichzeitig die Elisabethaue bebaut werden soll und damit eine weitere Verknappung der Lebensmittelproduktion einhergeht.
Man muss ja nicht nur wohnen, sondern auch essen. Aber Essen fällt irgendwie vom Himmel.
Ist alles nicht so einfach. Platz ist halt begrenzt.
Gegen das Pflanzen von Bäumen habe ich nichts.

Jetzt schweife ich ab. Bei der teuren Produktionsweise von Lebensmitteln, ist tatsächlich die Frage ob man sie nicht besser auf dem (Billig)Markt einkauft und die Kostbare Fläche dem Wohnen widmet. Allerdings die Natur ist nicht nur ein Wirtschaftsfaktor sondern auch für die Gesundheit und die Seelenbalance wichtig und ein Wert an sich.

Aber was sagt ihr zu der Verweigerung der Länder und Kommunen zur Strukturreform im ÖPNV und Verkehrswesen?
Schwierig. Es gibt da auf DSO eine lange Diskussion dazu zum Thema Landesverkehrsgesellschaft in NRW:
[www.drehscheibe-online.de]
Bei uns gibt es wenigstens nur den VBB als Dachorganisation. Ist der VBB noch nah genug an den Dörfern? Ist, wie oft, ein Problem zwischen Zentralisierung und Subsidiarität.
Zitat
Heidekraut
Gegen das Pflanzen von Bäumen habe ich nichts.

Was viele Städter vergessen haben: Bäume pflanzen sich in der Regel selbst, wenn man sie lässt und dann „suchen“ die sich Standorte, wo sie auch gut wachsen können.
In unserer Straße werden z.B. permanent neue Bäume gepflanzt. Aber gefühlt gehen die auch alle nach zwei Jahren wieder ein.
Hier wird den Bäumen vorgeschrieben, wo sie zu wachsen haben. Lässt man die Flächen einfach in Ruhe, wachsen die „richtigen“ Pflanzen von selbst. Aber das würde ja dem Plan widersprechen. Hier gibt es zu viel überflüssige Bürokratie, bei der der Mensch versucht, der Natur vorzuschreiben, wie sich zu verhalten hat. Das kann aber nur in Grenzen funktionieren.
Zitat
TemperaturBahnfahrer
​Hier ein Ausblick für 2025 auf Fertigstellungen von Verkehrsprojekten in Berlin und Änderungen beim Thema Verkehr:
[www.berliner-zeitung.de]
Darin steht, dass die Eröffnung des ersten Abschnitts der City-S-Bahn / S21 / S15 (zwischen Hauptbahnhof und Gesundbrunnen) wahrscheinlich im März sein soll.

Wir überschreiten das globale 1,5-Grad-Ziel und in Berlin eröffnet man für 700 Millionen 3 Kilometer neu Autobahnen, betrauert den schwächelnden Flugverkehr, der ÖPNV krepelt rum und im nächsten Jahr schafft man ganze 7 Kilometer neue Radwege zu bauen, die teilweise seit Jahren in Planung sind.

Hurra...
...Hurra!

Man kann auch sagen : Es geht vorran!

___
Gute Nacht, Forum!
>Das kann aber nur in Grenzen funktionieren.
Um diese Grenzen geht's aber.
Zitat
Heidekraut
Aber was sagt ihr zu der Verweigerung der Länder und Kommunen zur Strukturreform im ÖPNV und Verkehrswesen?

Ich denke, das sind eher Scheindiskussionen. Wenn man sich das Verhältnis von Kosten für die Verbundorganisation und Gesamtkosten des ÖPNV anschaut, spielt die Verbundorganisation als Kostenfaktor keine nennenswerte Rolle. Ein Großteil der Kosten sind dabei ohnehin abhängig von der Menge des durch den Verbund koordinierten Verkehrs, wenn man da also 2 Verbünde zusammenlegt, gibt es in diesen Bereichen kaum Einsparpotenziale. Ein Verbundchef eines bundesweiten Verkehrsverbundes hätte dann vermutlich auch etliche Regionalbeauftragte unter sich, weil man ohnehin auf die regionalen Belange eingehen muss. Allzuviel würde eine Fusionitis wohl also nicht bringen. Dafür ist die Entscheidungsebene dann sehr weit von der regionalen Ebene entfernt, weshalb ich gut verstehen kann, dass die Kreis- und Landespolitik eher auf regionale Strukturen setzen.
Die Funktionalität der Berliner Verwaltung bald zweieinhalb Jahrzehnte nach der Bezirksfusion spricht nun auch nicht unbedingt dafür, dass mit Fusionen alles besser wird. Das heißt nicht, dass die Bezirksfusion Ursache der heutigen Dysfunktionalität ist und mit 23 Bezirken alles tadellos funktionierte, nur führen Fusionen eben nicht zwangsläufig zu Verbesserungen. Anderes Beispiel: die Fusion von Krankenkassen in Österreich sollte eine Milliarde Euro einsparen, hat aber letztlich mehr als 200 Mio. Euro gekostet.

Insofern bin ich bei Forderungen nach Fusionen von Verkehrsverbünden zumindest skeptisch. Steile These: eine verbundübergreifende Zusammenarbeit kann gut funktionieren, wenn das Zwischenmenschliche bei den handelnden Akteur:innen passt und die Sache im Vordergrund steht; umgedreht können innerhalb einer Organisation ein paar Akteur:innen so zerstritten sein, dass die Sache leidet.
Nun gut geht doch auch um die Vereinheitlichung von Tarifen oder nicht?
Ich glaube nicht, dass es nur um die Kosten geht und auch nicht um Fusion, sondern um die Strukturen. Die sind offensichtlich zu unterschiedlich. Es geht ja um generelle Strukturreformen.
Zitat
Heidekraut
Ich glaube nicht, dass es nur um die Kosten geht und auch nicht um Fusion, sondern um die Strukturen. Die sind offensichtlich zu unterschiedlich. Es geht ja um generelle Strukturreformen.

Mit dem Deutschlandticket hat man schon eine große Vereinheitlichung geschafft. Man hat aber Reibungsverluste zwischen den Verbünden. Die kosten auch Geld.
Ich sehe eher die Gefahr: wenn man nun zwei Verbünde hat, wo der eine sehr stark engagiert ist und der zweite eher nicht so, für wen wäre es eine Verbesserung und für wen eine Verschlechterung?
Wenn man z.B. an die Vogelsang-Zeit in Brandenburg zurückdenkt, der alles blockierte oder die Zeit in M-V, in der es auch kaum Interesse gab. Da kann sich der Senat von Berlin noch so engagieren, da ging nichts (wenn man das mal überträgt).
Oder Stuttgarter Raum: die Anliegergemeinden kämpfen für die Gäubahn, aber den Verband in Stuttgart interessiert die Gäubahn einen feuchten Kehrricht. Die wollen unbedingt die Bahnflächen.
Die Politik ist ja nicht aus dem Spiel…
Neues zu "Wir können uns Klimaschutz nicht leisten": Die zehn schlimmsten Klimakatastrophen 2024 kosteten hunderte Milliarden Dollar.

Natürlich kann man nicht jedes Ereignis monokausal auf die Klimakrise zurückführen. Aber selbst, wenn man davon ausgeht, dass die Schäden ohne die Klimakrise nur halb so hoch wären (weniger Unwetterereignisse, weniger heftige Ereignisse), wären wir immer noch bei Schäden von über hundert Milliarden Dollar - allein 2024, allein die zehn stärksten Ereignisse.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.12.2024 07:06 von def.
Zitat
def
Neues zu "Wir können uns Klimaschutz nicht leisten": Die zehn schlimmsten Klimakatastrophen 2024 kosteten hunderte Milliarden Dollar.

Natürlich kann man nicht jedes Ereignis monokausal auf die Klimakrise zurückführen. Aber selbst, wenn man davon ausgeht, dass die Schäden ohne die Klimakrise nur halb so hoch wären (weniger Unwetterereignisse, weniger heftige Ereignisse), wären wir immer noch bei Schäden von über hundert Milliarden Dollar - allein 2024, allein die zehn stärksten Ereignisse.

In Valencia stehen 2 Monate später immer noch Untergeschosse unter Wasser. Welche Einsatzkräfte, Handwerksbetriebe und Gelder sollen das eigentlich alles reparieren, wenn das iwann regelmässig alle paar Jahre passiert?
Zitat
marc-j
Zitat
def
Neues zu "Wir können uns Klimaschutz nicht leisten": Die zehn schlimmsten Klimakatastrophen 2024 kosteten hunderte Milliarden Dollar.

Natürlich kann man nicht jedes Ereignis monokausal auf die Klimakrise zurückführen. Aber selbst, wenn man davon ausgeht, dass die Schäden ohne die Klimakrise nur halb so hoch wären (weniger Unwetterereignisse, weniger heftige Ereignisse), wären wir immer noch bei Schäden von über hundert Milliarden Dollar - allein 2024, allein die zehn stärksten Ereignisse.

In Valencia stehen 2 Monate später immer noch Untergeschosse unter Wasser. Welche Einsatzkräfte, Handwerksbetriebe und Gelder sollen das eigentlich alles reparieren, wenn das iwann regelmässig alle paar Jahre passiert?

Aber die Wirtschaft!!1elf Wir dürfen doch für unsere Lebensgrundlage nicht die Wirtschaft opfern! Und was wäre denn ein gesundes Leben wert, wenn man nicht die Freiheit hat, jederzeit und überall mit dem Auto hinzufahren! Mit mindestens 200km/h



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 30.12.2024 11:18 von DerMichael.
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DerMichael
Zitat
Heidekraut

"Umweltstandards und die Beteiligungsmöglichkeiten der Öffentlichkeit eingeschränkt"

Aus meiner Sicht handelt es sich hier um die größte Beschleunigungsbremse.
Es ist sicherlich nötig, Umweltschutz angemessen zu berücksichtigen. Aber oft wird doch übers Ziel hinausgeschossen und die „Beteiligungsmöglichkeiten“ dazu genutzt, etwas zu verhindern. Wenn, wie bei Hannover-Bielefeld oder jetzt wieder in Bamberg, die Verbände oder die Lokalpolitik das ganze Projekt ablehnen und den Projekten die Legitimation absprechen, dann muss man sich doch fragen, ob diese Fundamentalopposition Einflussmöglichkeiten haben darf.
Auf der anderen Seite haben aber die Bürgerinitiativen mit ihrer Fundamentalopposition den übertriebenen Autobahnbau in der Stadt verhindert. Gibt es gute und böse Fundamentalopposition? Ich weiß es nicht.

Allerdings: was für stundenlange Diskussionen die Bahn bei dem Projekt Wollankstraße / Anbindung Schönholz führen musste, wegen der Bäume am Bahndamm, die dort überhaupt erst seit 1990 nach dem Fall der Mauer wachsen konnten, weil die Bahn die „Unkrautbeseitigung“ am Bahndamm vernachlässigte und das freie Schussfeld nicht mehr nötig war, ist schon bezeichnend. Vor allem, wenn jetzt im Planrecht Ausgleichsmaßnahmen für gefällte Bäume vorgesehen werden müssen, die alle in 30 Jahren sowieso wieder da sind.

Während gleichzeitig die Elisabethaue bebaut werden soll und damit eine weitere Verknappung der Lebensmittelproduktion einhergeht.
Man muss ja nicht nur wohnen, sondern auch essen. Aber Essen fällt irgendwie vom Himmel.
Ist alles nicht so einfach. Platz ist halt begrenzt.

In der Elisabethaue wird Nahrung produziert? Was denn genau?
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Der Fonz
...Hurra!

Man kann auch sagen : Es geht vorran!

Bergab, rückwärts, aber es geht voran!
Keine Ahnung. Ist jedenfalls eine landwirtschaftliche Nutzfläche, aka Acker. Ob da jetzt Futtermais, Rüben oder sonstwas produziert wird, weiß ich nicht.
Zitat
Wutzkman
In der Elisabethaue wird Nahrung produziert? Was denn genau?

Meist Winterroggen und Mais: [geoservice.dlr.de]#

Wenn die ganze Fläche für Winterroggen genutzt wird, ergibt dies bei 45 ha und dem üblichen Ertrag und Roggeneinsatz für jede:n Berliner:in etwa ein Roggenbrötchen pro Jahr.
Spannend. Ich komme da relativ regelmäßig vorbei und habe da praktisch noch nie Pflanzen gesehen. Vielleicht muss ich demnächst mal genauer drauf achten.
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