Yoshi schrieb:
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> Also, das es egal ist und dass das Geld eh weg
> ist, ob nun für die Stadtbahn oder für den Bus,
> kann nicht ganz richtig sein.
> Die Rechnung soll man hier mal aufschreiben, das
> geht nun gar nicht.
Du wirst doch nicht bestreiten wollen, daß die Hochbahn auch in den nächsten Jahren Busse kaufen wird. Und ebenfalls unstrittig ist, daß man weniger Busse braucht, wenn einige Strecken von der Stadtbahn übernommen werden. Auch sollte unstrittig sein, daß das Busangebot, wenn die Stadtbahn nicht kommt, weiter ausgeweitet werden muß, um die zusätzlichen Fahrgäste zu befördern.
Wenn man das zusammenfasst, kommt man doch zu dem Schluß, daß die Hochbahn entweder jetzt Geld für die Stadtbahn ausgibt, oder dasselbe Geld, verteilt auf mehr Jahre, für Busse und deren Infrastruktur. Oder?
>
> Für die nächsten Jahre braucht weder ein
> Betriebshof für Busse gebaut werden, noch müssen
> für sie Schienen verlegt werden.
Busse brauchen keine Schienen, aber Straßen. Die kommen nicht von alleine, und sie sind auch nicht verschleißlos. Die Busse sind da nicht die einzigen Verursacher, aber da der Busverkehr nunmal ein Schwerlastverkehr ist, beansprucht er die Straßen deutlich mehr als der PKW-Verkehr. Busse, die nicht fahren, verschleißen auch keine Straßen. Der einzige Unterschied ist, daß die Straßenreperatur aus einen anderen Topf bezahlt wird. Bezahlt werden muß sie aber trotzdem, und zwar zu 100% von Hamburger Bürgern - auch jenen, die nicht Auto fahren. Die Schienen werden beim Verlegen zu 60% vom Bund bezahlt. Als Ausgleich verschleißen sie nicht so schnell, denn Eisen ist nunmal haltbarer als Asphalt.
Zu den Bus-Betriebshöfen weiß ich natürlich nicht näher bescheid, aber die Schilderungen klingen immer so, als wäre inzwischen alle ziemlich bis Oberkante Unterlippe gefüllt. Wenn das Bus-Angebot weiter ausgeweitet werden soll, muß doch mindestens mittelfristig neuer Platz geschaffen werden, oder sehe ich das falsch?
Das momentan keine konkreten Pläne dafür kommuniziert werden, ist ja logisch, denn wenn die Stadtbahn kommt, gewinnen die aktuellen Betriebshöfe wieder Platz, weil Leistungen an die Stadtbahn abgegeben wird.
> Und das die Mittel von den Betrieb gehen, ist auch
> nicht ganz einfach so gesagt.
> Die Hochbahn hat nicht einfach mal das Geld übrig
> und nimmt es irgendwo aus der Westentasche.
Die Hochbahn hat, wie viele Unternehmen, Rückstellungen für Anschaffungen, damit nicht Geld über den Kapitalmarkt besorgt werden muß. Neue U-Bahnen z.B. kommen nicht so häufig, aber wenn sie kommen, kosten sie richtig viel. Also jedes Jahr ein bißchen zurücklegen, um dann bei Bedarf das Geld zu haben. Sowas nennt man kluges Wirtschaften.
>
> Die Bundesmittel sollen sich auf 60% der
> Gesamtkosten stützen, so konnte ich das nachlesen,
> allerdings ist dafür noch kein Antrag gestellt
> worden.
Der Antrag kann (konnte?) erst jetzt gestellt werden, weil dafür erstmal die Kostenrechnung fertig sein mußte.
> So hat man das aber auch auf der Pressemitteilung
> hören können, das die Stadt Hamburg, wenn nichts
> aus Berlin kommt, dann selber tragen müßte.
Ich bezweifle, daß die Stadtbahn gebaut wird, wenn es keine Fördermittel vom Bund gibt.
>
> Eine Stadtbahn wird das einfahren, was alle
> anderen übrigen Fahrzeuge auch machen werden und
> das wird ein minus sein für ein VU.
> Der Kostendeckungsgrad wird durch die Stadtbahn
> nicht kleiner werden...
Das will ich hoffen, ich hoffe, daß der Kostendeckungsgrad steigt. Selbst wenn nicht: Auch bei gleichem Kostendeckungsgrad lohnt sich das Geschäft für die Stadt, weil die Wartungskosten für die Straßen sinken, d.h. die Stadt hat dann trotzdem mehr Geld zur Verfügung - oder bessere Straßen, je nachdem.
> Davon mal abgesehen, das die Fahrzeuge nicht
> einfach mal so liegen bleiben dürften, somit
> kostet die Wartung schon mal einen Batzen Geld und
> die Schienenpflege wird auch nicht bei 0 Euro
> betragen.
Die Straßenpflege liegt auch nicht bei 0 Euro. Und Aufgrund der Umstände gehe ich mal davon aus, daß Stadtbahnen nicht häufiger liegenbleiben als U- oder S-Bahnen. Dort bekommt man es in der Regel ja auch hin, die Fahrzeuge am laufen zu halten. Und die Wartung von Bussen ist ja auch nicht gerade umsonst, gerade der XXL-Bus soll da ein wahrer Geldvernichter sein. Durch den schlechten Straßenzustand werden die Wartungskosten ja auch nicht gerade weniger. Da ist die Stadtbahn besser dran, Schienen haben keine Spurrillen, keine Schlaglöcher und keine Bodenwellen, all dies erhöht die Haltbarkeit der Fahrzeuge, und senkt gleichzeitig der Wartungskosten. Ich wäre schon sehr erstaunt, wenn die Wartungskosten eines Stadtbahnzuges über denen eines Gelenkbusses liegen - auch wenn ich dazu keine Zahlen kenne.
>
> Die Stadt ist Pleite und nicht nur die...
> Davon mal abgesehen, das Hamburg, wie auch alle
> anderen Bundesländer in den kommenden Jahren
> einige einzuhalten haben, da wird nicht viel übrig
> bleiben.
Ja, aber im Betriebshaushalt. Bedingt durch die Gesetzeslage muß Hamburg investieren, um Schulden machen zu dürfen. Ohne diese Schulden bricht aber der Betriebshaushalt zusammen. D.h. entweder verzichten wir auf alle Investitionen, und leben wie die DDR auf Verschleiß, oder wir investieren an den Stellen, wo für die Stadt auch wieder ein Benefit herauskommt - wie z.B. beim ÖPNV.
> Schau Dir mal Schwerin an, oder wie letztes Jahr
> München, die waren bzw. sind quasi
> "Handlungsumfähig", weil die Kasse leer ist.
> Ich nenne das mal eine sehr gewagte Theorie, das
> man dann einfach mal in ein paar Jahren 50
> Kilometer Schiene verlegen kann.
Komisch, München mag zwar Handlungunfähig sein, Straßenbahnen bauen sie trotzdem noch...
>
> Ich hab auch keine Ahnung, warum jetzt wieder auf
> Autofahrer rumgehackt wird?
Ich hacke nicht auf den Autofahrern rum, es ist nicht die Schuld des einzelnen, daß Autofahren in Deutschland stark subventioniert wird. Aber ich finde es wichtig sich vor Augen zu halten, daß da eine Menge Geld bezahlt wird, was den meisten nicht bewußt zu sein scheint. Insofern ist es mehr als Gerecht, auch Geld für den ÖPNV auszugeben. Und je mehr man für den ÖPNV ausgibt, desto weniger muß man für Autofahrer ausgeben.
> Was haben die nun wieder damit zu tun?
> Die Gelder, die dort schon gezahlt werden für
> Straßen usw., gehen schon in ganz andere Bereiche
> rein, wo sie eigentlich nichts zu suchen haben.
Wer zahlt für Straßen? Der Steuerzahler, egal ob er Auto fährt oder nicht.
Die Kosten des Straßenverkehrs, und ich rede hier von den direkten Kosten, die indirekten lassen wir mal außen vor, liegen deutlich über dem, was an KFZ- und Mineralölsteuer wieder reinkommt. Würden wir nur die direkt von Autofahrern bezahlten Abgaben in unsere Straßen und übrigen notwendigen Systeme investieren, hätten wir hier Zustände wie in der DDR.
>
> Es besteht auch so etwas wie ein "Rechtsstaat".
> Indem kann ich entscheiden, ob ich den ÖPNV
> benutzen möchte, oder mit einem Auto fahren will.
> Selbst davon hängen eine Menge Arbeitsplätze dran.
>
Das ist das alte Lied der Autoindustrie, fördert uns, denn wir haben Arbeitsplätze.
Aber es ist doch jedem unbenommen, das Verkehrsmittel zu wählen, daß ihm am besten gefällt. Daran ändert doch auch die Stadtbahn nichts, oder habe ich was übersehen?
>
> Das man 50 Kilomter Schienen benötigt, bedeutet
> nicht, das sie dann ein puls einfährt, sondern die
> "Verhältnismäßigkeit" ist damit sicher nur
> erreicht.
Sie soll dann wirtschaftlich sein, was in meinem Verständnis bedeutet, daß sie mehr einbringt als kostet. Wobei der Ertrag ja nicht alleine Fahrgeld ist, auch gesparte Kosten sind in diesem Sinne Ertrag.
>
> Im Prinzip, fährt man das, was der Besteller beim
> HVV bestellt.
> Da gibt es Linien, die sind voll und Linien, die
> fahren ziemlich leer, aber es besteht auch eine
> Beförderungspflicht. Somit wird man nicht nur
> Linien fahren lassen können, die eigentlich ein
> plus einfahren, sondern muß auch Strecken fahren,
> wo die Fahrzeuge nicht gut gefüllt sind.
> Wenn man sich den Deckungsgrad noch vor 20 Jahren
> ansieht, dann würde man das wohl kaum glauben, was
> Hamburg heute schon schafft.
>
> Ich finde es auch nicht gut, das man jetzt
> schreibt, alles andere kann man stoppen nur damit
> die Stadtbahn gebaut werden kann.
> Also mal erlich, irgendwo hört das auch mal auf...
Das behauptet doch auch keiner. Die Elbphilharmonie wird weiter gebaut, an der S4 wird weiter geplant, die U4 - na ja, mal sehen, die hafenquerspange ist immer noch nicht gestrichen, der Deckel auf der A7 ist m.W. auch noch nicht vom Tisch. Welches Projekt wird denn jetzt wegen der Stadtbahn gekippt?
Das man nicht alles auf einmal machen kann, versteht ja auch jeder, aber dann würde ich auch die Stadtbahn in der Prioritätenliste deutlich höher ansiedeln als z.B. die HQS oder der A7-Deckel. Oder auch der Ausbau der A1 - da ist mir als Hamburger das Hemd näher als die Hose, von der Stadtbahn quer durch Hamburg habe ich mehr als von einer S-Bahn durch Schleswig-Holstein.