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Die Stadtbahn fährt auch durchs Finanzloch
geschrieben von Jan Borchers 
Gegen diese Kampagne hilft nur Gegenfeuer! Nutzt die Abstimmungen, nutzt die Kommentarfunktionen (Abendblatt, NDR) und ballert die Redaktionen mit Leserbriefen zu. Wir dürfen nicht zulassen, dass die gegner allein die öffentl. Meinung beherrschen!

PS: Die Unterschriftensammlung auf [www.stadtbahnjetzt.de] läuft übrigens immer noch. Wer also dort noch nicht unterschrieben hat - bitte nachholen!

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[www.nahverkehrhamburg.de] - Das unabhängige Newsportal für ÖPNV, Radverkehr & neue Mobilität in Hamburg
Hier nun noch ein Beitrag von Hamburg 1:
[www.hamburg1.de]

Morgen um 20.15 Uhr un 22.15 Uhr ist die Stadtbahn auch Thema in der Sendung Schaltohof Live auf Hamburg1.

Mit der Stadtbahn wird Hamburg später Geld sparen!
Die Betriebskosten sind geringer als bei den Bussen, Fahrgastzahlen werden steigen und somit für Mehreinahmen sorgen, Autoverkehrs geht zurück und somit gehen einige Straßen nicht so schnell kaputt und es ist gut für die Umwelt, da weniger Autos auch weniger CO2 bedeuten.

Hier noch ein Beispiel, aus einer anderen Stadt, wie die durch Investitionen Geld gespart haben ( Name weiß ich nicht mehr, ich habe es im Fernsehen in der Sendung Plusminus gesehen):
Die Straßenschäden worden immer sofort behoben, sodass es zwar anfangs mehr Investitionen gab, aber die Schäden deutlich geringer waren und die Straßen auch nicht noch weiter kaputt gingen. Am Ende wurde weniger Geld ausgegeben, obwohl erst ein Mal mehr investiert wurde.

Daher: Baut die Stadtbahn!!

Wir brauchen mehr Investitionen in den ÖPNV! Damit noch mehr Leute mit den ÖPNV fahren- die Umwelt wird danken
Die Argumente pro Stadtbahn liegen ja seit Jahren auf der Hand, während die lokale Presse immer wieder die gleichen Angst-Argumente bringt. Man fragt sich - zu wessen Nutzen ? Dass nun auch Voscherau auf diesen Gegenzug aufspringt, ist allerdings sehr demaskierend. Er ist doch noch in der SPD ?

Freundliche Grüße
Horst Buchholz - histor
Glinder schrieb:
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> Herr Voscherau kann im Gegensatz zu manchen Grünen
> rechnen. Ich glaube inzwischen, dass Frau Hajduk
> das auch kann und deshalb die Stadtbahn bisher so
> ausgebremst hat. Das Problem ist, dass Hamburg
> evtl. demnächst eine Menge Geld in die Eisenbahn
> stecken muss, weil Ramsauer und Mappus die
> Bundesmittel für Stuttgart 21 gekapert haben:

Ich habe es in einem anderen Thread gerade geschrieben: Stuttgart und München haben nur deshalb so gut ausgebaute S-/U-/Stadtbahnsysteme, weil Gelder aus dem Landesverkehrsetat in die Metropolregionen umgeleitet werden konnten. Das geht in Hamburg als Stadtstaat nun einmal nicht, in einem Nordstaat wäre das Problem geringer.

Andererseits: Was hat Hamburg mit dem Ausbau der Hafenhinterlandanbindung zu tun, wenn die dafür nötigen Bahnstrecken in Niedersachsen und Schleswig-Holstein liegen? Hamburg müßte lediglich dafür sorgen, daß die stadteigene Hafenbahn infrastrukturmäßig so gut an Maschen angebunden wird, daß es hier keine Kapazitätsprobleme gibt. Ganzzüge, die direkt aus dem Hafen nach Irgendwohin gehen (und meist von anderen EVU gefahren werden), müßten außerhalb des Hafenbahnnetzes gegebenenfalls Parkflächen erhalten -- im Hafenbahnnetz selbst gibt es kaum noch Abstellmöglichkeiten zum Abwarten der angemieteten Fahrplantrasse. Die vorhandenen Flächen können jedoch auch kaum noch erweitert werden.
Von Maschen aus könnte man eine Verbindungskurve vor Lüneburg bauen, damit über die derzeit nicht elektrifizierte und größtenteils eingleisige Strecke Lüneburg--Büchen--Lübeck viel Güterverkehr Richtung Skandinavien abgewickelt werden kann -- der muß nicht zwingend von Maschen durch Hamburg und über die östliche GUB fließen...
Schließlich ist die genannte Strecke trassenmäßig größtenteils zweigleisig, nur die Schienen liegen eben nicht. Denn zu der Zeit, wo die Trasse im Zonenrandgebiet verlief, war da m.W. nahezu kein SPNV vorhanden.

Gruß Ingo
[www.abendblatt.de]

Der Ideologe A. Wegener meldet sich wieder zu Wort:

"Solange ich lebe, wird es keine Stadtbahn geben", sagt der 48-jährige Reiseverkehrskaufmann aus Winterhude.
@Herbert

Wie amüsant, dass Herr Wagener das so formuliert... dann wäre ja klar, welches Hindernis auf dem Weg geräumt werden muss... *bedrohlich anschwellende Steicher* Oder wird er sich das Leben selbst nehmen, wenn die Stadtbahn fährt? Vielleicht mit einem medienwirksamen Wurf aufs Trassee?

Etwas sehr melodramatisch der Gute.

Der Artikel ist aber eigentlich relativ ausgewogen und stellt auch Meinungen der Leute und Gruppen dar, die für die Stadtbahn sind. Leider nur ist der Titel mal wieder (bewusst?) so gewählt, dass nur die negative Stimmung betont wird.

Wichtig finde ich, dass Wagener mittlerweile einen Bürgerverein gegen das Vorhaben gegründet hat, die nach eigener Aussage bereits 2500 Stimmen gegen die Stadtbahn gesammelt hat. Mal gucken, was das noch wird.

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There is nothing I love more than daydreaming. Sometimes I spend the whole day dreaming.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 14.09.2010 09:37 von MissyWegner.
Ach Gottchen, das einzige Problem ist, dass man mit Wagener offensichtlich nicht diskutieren kann. Der Typ wählt seine Worte, als würden wegen des Stadtbahnbaus die Taliban kommende Woche ein Camp neben seinem Trödelladen aufmachen. Lieber tot als Stadtbahn. Bezeichnend fast, dass die Gegner der Stadtbahn ausgerechnet so einen Typen zum Vorsitzenden haben.

Ich habe volles Verständnis für alle, die von der Bauphase wirklich betroffen sind. Da muss man Lösungen finden, die die Einbußen soweit wie möglich ausgleichen. Das will Wagener aber offensichtlich gar nicht. Er ist den Äußerungen zufolge wie ein zu groß geratenes kleines Kind, das sich in den Kopf gesetzt hat, unbedingt den Kinderriegel aus dem Quängelbereich an der Kasse zu kriegen.
Das Problem ist doch, das die Ortsansässigen Einzelhändler denken das der Bau vor ihrem Geschäft Jahre dauert, man muss diesen Leuten klar machen das die Baumaßnahmen gerade am Winterhuder Markt in weniger als 6 Monaten abgeschlossen sein können.
So eine Stadtbahnbaustelle ist schließlich eine wandernde Angelegenheit.

MfG
Hallo,

ich finde, da heulen welche auf verdammt hohem Niveau. Sofern es bei denen überhaupt um ihr Geschäft geht.

Wenn man sich mal die jahrzehntelange Sielbuddelei im Bereich Mundsburg/Winterhuder Weg betrachtet. Das nach der unglaublich langen Zeit Geschäfte schließen mußten ist logisch. Bei der Stadtbahn spricht man allenfalls von Wochen der Bautätigkeit. Wenn man das schon nicht aushält, dann liegt es viel mehr an dem grundsätzlich strukturellen Problem des Winterhuder Markts, als an so einer kurzen Baustelle.

Andererseits darf man sich natürlich nicht beschweren, wenn man sich hinter einer Gesichtslosen Partei versteckt. Da machen es die Stadtbahn-Gegner einfach besser, die haben ein betroffenes Gesicht vor der Kamera oder Namen mit Gegenargumenten (in der Werbung wären sowas wohl "Testimonials").



Grüße
Boris
Boris schrieb:
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> Wenn man sich mal die jahrzehntelange Sielbuddelei
> im Bereich Mundsburg/Winterhuder Weg betrachtet.
> Das nach der unglaublich langen Zeit Geschäfte
> schließen mußten ist logisch.

Genau.
Was machen die Geschäftsinhaber eigentlich, wenn HamburgWasser feststellt, daß der Sielknoten im Bereich Winterhuder Markt mal entknotet (saniert) werden muß? Hoffentlich tritt ein solcher Fall noch vor dem Bau der Stadtbahn ein, damit nicht nach wenigen Jahren Stadtbahn diese wegen der Sielbaustelle für mehrere Jahre eine neue Endstation Jahnring/Ohlsdorfer Straße erhält...

Und warum dauern eigentlich Sielbauarbeiten immer so ewig lange???

> Bei der Stadtbahn
> spricht man allenfalls von Wochen der
> Bautätigkeit. Wenn man das schon nicht aushält,
> dann liegt es viel mehr an dem grundsätzlich
> strukturellen Problem des Winterhuder Markts, als
> an so einer kurzen Baustelle.

Zustimmung.
Wenn der Untergrund tragfähig genug ist, sind geschätzt 100m Stadtbahnstrecke in etwa 2 Monaten gebaut.
Aber genau das -- befürchte ich -- dürfte das Problem sein: Viele Siele liegen nur in einfacher Tiefenlage unter der Straße, da sind teilweise entweder massive Betonplatten zur Lastverteilung erforderlich oder die Siele müssen seitlich verlegt werden...

Mal abgesehen von der Kreiselbaustelle in Osdorf: Dort sind meist nur 2-3 Mann zu sehen, die mit einem Bagger durch den Verkehr fahren, aber nicht wirklich vorankommen. Wie ich dort erfuhr, liegt das oft daran, weil die Tiefbauer etwas aufbuddeln und die Fachleute der beauftragenden Firma (z.B. Watt für'n Knall) dann nicht in die Füße kommen -- so ist die neue Trasse für Strom- und Wasserleitungen schon seit Wochen aufgebuddelt, aber Hamburg Wasser und Vattenfall wurden dort noch nicht gesehen, um die neuen Leitungen anzuschließen.

Gruß Ingo
Boris schrieb:
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> Bei der Stadtbahn
> spricht man allenfalls von Wochen der
> Bautätigkeit.

Solchen Angaben würde ich allerdings, egal ob betroffen oder nicht, auch keinen Glauben schenken...

So endlos lange, wie sich Bauarbeiten teilweise hinziehen?

Ingo hat ja über mir einen Kreisel in Osdorf erwähnt, ähnliches Schauspiel bspw. gerade in Fuhlsbüttel oder Barmbek...

Oder: Warum dauerte es über einen Monat, die Busbucht am Bf Ohlsdorf zu betonieren, das ist für mich als Nicht-Straßenbauer auch unverständlich...

Ich halte es leider für gut vorstellbar, dass auf einmal irgendein Problem auftritt, sodass erstmal für Wochen der Bau stillsteht.
Da gibt es (wenn vielleicht auch nur subjektiv begründet) leider genug Beispiele, die an zügigem Abschluss der Arbeiten Zweifel entstehen lassen können.

Passiert auch mal bei der Hochbahn, die ja sonst recht pünktlich ihre Arbeiten abschließt.


Nichts desto trotz denke ich, dass das nicht rechtfertigt, für immer und ewig auf wichtigen Strecken auf dem System Bus hockenzubleiben.
Oder finden die Kunden der Geschäfte es toll, wenn sie von der City Nord bis zum Winterhuder Marktplatz in 10 Minuten 100 Meter schaffen, weil alles verstopft ist?
Wohl kaum.
Die Begründung, warum man die Stadtbahn braucht ist auch Jammern auf hohem Niveau. Überlastete Busse? Mal in Japan gewesen? Die lachen über die Besetzung auf der 20. Mal nach dem Krieg Straßenbahn auf der Kupplung oder heute in Indien auf dem Dach Zug gefahren? Das ist Kapazitätsgrenze. Wenn in Hamburg von Überlastung bei Bussen geredet wird, dann frag ich mich, was denn da der Maßstab ist. Mal ganz unter uns: Stehende Fahrgäste im Gang, Pulkbildung. Alles nicht toll. Ich finde eine Straßenbahn auch besser. Aber droht in Hamburg deswegen der Notstand oder Gefahr für das Leben der Bevölkerung?

In West-Berlin sind auch viele Korridore überlastet. Aber vor 2025 hat man dort für Straßenbahnen kein Geld, sagt der neue Verkehrsplan. Jammert da jemand? Höchstens ein paar Grüne, die Straßenbahnen wollen. Was ist mit den Straßenbahnlinien, die in Nantes nicht mehr gebaut werden oder in London oder in Wiesbaden? Da fahren die nächsten zehn, zwanzig Jahre Busse. Kein Weltuntergang, obwohl die Busse im Pulk fahren und jährlich etwas mehr kosten. Für eine russische Stadt ist unser Busnetz sogar der Himmel auf Erden. Benzin alle? In London oder Berlin werden Busse deswegen auch nicht stehen bleiben. Es wird neue Antriebe geben, weil weltweit eine Nachfrage dafür da ist. Ganz unter uns: die Argumente der Hochbahn sind gut und richtig, aber sie lassen sich leicht entkräften, wenn man mal ehrlich ist und kein Geld hat.

Die Stadtbahn ist für Hamburg keine Frage auf Leben und Tod! Wenn morgen die ELbinsel und Harburg von einem Tornado verwüstet werden, dann redet kein Mensch über die Stadtbahn, sondern das Geld wird für den Wiederaufbau verwendet. Die Stadtbahn ist wünschenswert. Sinnvoll auch. Aber wenn man das Geld nicht hat, dann ist das alles egal. Nur weil das Geld für die Elbphilharmonie verplempert wurde, ist auch kein Argument. Ich muss doch auch mit einem alten Polo fahren, wenn ich mein Erspartes mit Aktien verjubelt habe und mir deshalb das tolle Hybridauto nicht kaufen kann.

Ich kenne einige Leute, die keine HVV-Karte mehr haben und täglich teils 40 Kilometer mit dem Fahrrad fahren. Auch im letzten Winter mit eingefrorenen Fingern, weil sie das Geld schlicht nicht haben! Erklär diesen Leuten mal, wozu sie 40 Kilometer Stadtbahn brauchen, die sie sich eh nicht leisten können. Erzähl den Hamburgern was über Stadtbahnen, wenn sie in den nächsten Tagen lesen, welche Schwimmbäder, Theater, Museen, Wildgehege geschlossen werden und beim HVV die Preise sicher erhöht werden. Der Abendblatt-Kommentar hat die Stimmung erkannt. Die Menschen wollen im Moment, dass der Staat nur Kredit aufnimmt, wenn es lebensnotwendig ist. Da gibt es schon mehr als was man bezahlen kann.


Uli
Nett geschrieben, aber sei doch mal ehrlich: Ist wirklich Indien oder auch Japan ein passender Vergleichswert? Mit der gleichen Argumentation kann ich auch für Papierwände eintreten.
Natürlich geht die Welt nicht unter, wenn die Stadtbahn nicht kommt, und natürlich sähe die Situation anders aus, wenn ein Tornado die Elbinsel verwüstet. Hat er aber nicht.
In der aktuellen Situation stehen alle Projekte auf dem Prüfstand, völlig richtig. Und nur die, die auch wirklich einen Nutzen bringen, sollten durchgeführt werden - und zwar vor allem Nutzen in finanzieller Hinsicht. U4 und Elbphilharmonie fallen da sofort durch, sind aber zu weit, als das hier ein Stop noch irgendwas bringen kann. Aber es gibt noch genügend andere Projekte, die hier sofort durchs Raster fallen - Hafenquerspange z.B., auch der Deckel auf der A7 gehört aus meiner Sicht dazu. Aber eben nicht die Stadtbahn, denn sie erfüllt genau das Kriterium, daß eine Investition erfüllen soll: Sie macht den Betrieb effektiver und spart dabei Geld. Und vor allem: Die Situation wird ja nicht besser, wenn wir verzichten. Wir haben weiter die höheren Personalkosten, höhere Energiekosten, und höhere Unterhaltungskosten der Straßen. All das VERLANGT aus Finanzsicht nach dieser Investition.
Ein Unternehmer, dessen Maschinen bald auseinanderfallen, wird trotzdem einen Kredit aufnehmen und neue kaufen, weil er weiß, das die Reparaturkosten der alten ihm demnächste mehr kosten als die Zins- plus Betriebskosten der neuen. Auch wenn das Geld zu dem Zeitpunkt knapp ist, weiter warten verschlimmert die Situation.
Hi Uli,

das Hamburger Nahverkehrssystem ist z.B. auch besser als das von Lagos - heißt das jetzt, dass wir nichts mehr zu tun brauchen oder sogar Linien stilllegen können? Hmmm, ich kann deiner Argumentation hier nicht folgen. Der Vergleich hinkt m.E. etwas.

Verkehrsprojekte sind eigentlich nie eine Frage auf Leben und Tod. Aber ist das das Niveau, auf dem wir mittlerweile angekommen sind, dass in unserem Stadtstaat nur noch Projekte auf Leben und Tod realisiert werden? Man könnte z.B. auch die ganzen Investitionen in die Straßenausbesserung bleiben lassen. Schlaglöcher sind doch kein Problem. Wenn man maximal 15km/h mit seiner Blechkiste durch die Stadt tuckern kann, macht das auch überhaupt nichts. Investitionen, die nicht im Sektor Bildung/Soziales stattfinden - so könnte man vorschnell schließen - darf es in Krisenzeiten nicht geben. Aber Ökonomie und damit eben auch der Verkehr ist nun mal eng mit diesen Bereichen verzahnt. Auch das soziale Zusammenleben in der Stadt leidet ganz erheblich, wenn Investitionen in den Verkehr ausbleiben.

Investitionen sind auch in den Zeiten wichtig, in denen das Geld nicht ganz so flüssig ist. Und gerade die Schienenfahrzeugindustrie sollte man im Hinblick auf einen zukunftsfähigen Stadtverkehr hier fördern - und nicht die Autoindustrie mit solch anachronistischen Mitteln wie einer Abwrackprämie. Auch das Auslaufen des GVFG 2019 ist entscheidend. Hamburg wäre schön blöd, hier die Mittel nicht für ein so sinnvolles Projekt wie die Stadtbahn abzugreifen.

Es ist natürlich auch viel eigene Meinung im Spiel, aber ich denke, wir sollten uns lieber mit den Städten vergleichen, die uns meilenweit voraus sind. Den Vorsprung anderer Städte in puncto Abdeckung des Stadtraums durch Schienenverkehrsmittel ganz aufzuholen, wird in Hamburg in naher Zukunft nicht möglich sein. Aber durch die Stadtbahn kommen wir dem Ziel schon erheblich näher - und es gibt m.E. (!) keine bessere Alternative.

Also: Wenn es voran gehen soll, dann Stadtbahn. Ich denke, es MUSS vorangehen!

Viele Grüße
Johannes

Edit: oh, Mathias ist mir kurz zuvor gekommen. Deiner Aussage schließe ich mich vollkommen an.



1 mal bearbeitet. Zuletzt am 14.09.2010 14:02 von winnewoerp.
"Ich glaube, für uns jüngere Leute ist die Stadtbahn gut". Imke Zuther aus Steilshoop bringt es auf den Punkt, denn das ist auch genau der Tenor, den ich von der Unterschriftensammlung in Bramfeld, Steilshoop und Winterhude PRO Stadtbahn erlebt habe: die Jüngeren sind weitgehend einstimmig FÜR die Stadtbahn. Da ihnen die Zukunft gehört, sollte ihre Meinung hier besonders berücksichtigt werden (aber so funktioniert unsere Demokratie ja nicht...).

Nun ja, es sind ja gerade die alten "Pfeffersäcke" die in Hamburg an den langen Hebeln sitzen. Die Generation (vermeintliches) "Wirtschaftswunder" und "autogerechte Stadt". In deren Weltbild passt eine Stadtbahn leider nicht - und dieses Weltbild ist ja trauriger Weise auch sehr unflexibel.
Bahnfreunde sehen die Situation durch ihre Brille. Der Bürger sieht sie durch seine. Ob Imke Zuther oder andere junge Leute noch für die Stadtbahn sind, wenn man ihnen ganz konkret sagt, welche Dinge dafür wegfallen oder nicht gemacht werden?

Schön, dass ihr nicht bestreitet, dass in Berlin und London auch weiterhin viele straßenbahnwürdige Strecken mit Bus befahren werden und die Welt nicht untergeht. Die Straßenbahn ist für Hamburg wünschenswert, aber eben nicht unverzichtbar.

Leider gibt eine Reihe von Projekten, bei denen die Welt untergeht, wenn sie nicht gemacht werden. Die Eisenbahn und die S4 sind so ein Projekt. Davon gibt es schon mehr als Geld da ist. Die Politiker haben manches verschlafen, weil ihnen Leuchttürme wichtiger waren. Darüber kann man jammern, das hilft aber nichts.

Ansonsten bleibt ihr wolkig, wenn es darum geht, wo für die Stadtbahn gespart werden soll. Beschlossene Projekte braucht ihr nicht zu nennen. Das ist gegessen. Die Elbphilharmonie würde ich auch liebend gern morgen stilllegen.

Auch sonst seid ihr wolkig, wenn es ums Geld geht. Fördergelder abgreifen klingt gut. Wenn A1, U4 bis Elbbrücke, S4, Stadtbahn kommen, geht es um mindestens zwei Milliarden Euro bis 2019, also 1,2 Milliarden Fördergeld. Jetzt rechne noch den Ausbau in Harburg dazu, Umbau Hauptbahnhof und Altona-Nord. Hafenquerspange, A7-Deckel und Wilhelmsburger Reichstraße. Was nach 2014 an Straßen gebaut wird kommt auch aus den Mitteln. Das sind über zwei Milliarden Bundesgelder nur für Hamburg. Die anderen Länder werden da wohlwollend auf ihre Projekte verzichten oder wie. Benachteiligt ist die Stadt nicht mal, wenn sie nur die Hälfte bekommt.

Hamburg muss das auch gegenfinanzieren oder ein Investor. Der Senat hat keinen Plan dafür. Im Moment sagt die GAL: die Stadtbahn kostet nur 338 Millionen und wir beantragen dafür Fördermittel. Klingt toll, aber es ist eine gefährliche Lüge in diesen Zeiten. Einen Plan hat sie nicht, wie der Rest bis 2020 bezahlt werden soll oder ob es überhaupt die Fördergelder dafür gibt. Kann Hamburg im Ernstfall 25 Kilometer oder mehr komplett allein finanzieren, wenn es dafür keine Förderung mehr gibt und auch für andere lebenswichtige Projekte nicht? Nebenbei soll noch jedes Jahr der Hamburger Haushalt verkleinert werden.

Alle tollen Argumente für die Stadtbahn kann man sich schenken, wenn die Finanzierung für das Gesamtnetz und alle lebenswichtigen Projekte nicht klar ist. Solange hat der Abendblatt-Kommentar die besseren Argumente.
Uli



2 mal bearbeitet. Zuletzt am 14.09.2010 15:44 von Glinder.
Die Grünen sind ja in gewisser Weise selbst schuld, wenn man unbedingt verbindliche Volksentscheide will, dann muss man drohungen wie:

"Wir werden gegen den Willen der Bewohner von Osdorf, Lurup, Groß Borstel, Steilshoop, Bramfeld, Uhlenhorst, Eimsbüttel, Eppendorf (usw.) eine Stadtbahn durch falsche Propaganda via Volksentscheid verhindern, solln se doch den ach wie ökonomischen Bus nehmen (Der uns langfristig vile mehr kostet!)"

Dumm gelaufen, wenn ich die Grünen wäre, würde ich diese Verbindlichkeit von Volksentscheiden wieder Rückgängig machen, dann setzt man die richtige Sache (Stadtbahn) halt gegen die paar Propaganda-Stinkstiefel durch.

Wir werden sehen, wie es weiter geht...

...man sollte den Winterhuder Bürgern mal Flugzettel mit den richtigen Fakten in die Briefkästen werfen oder eine sachliche (und nicht emotionale) Debatte führen.


Gruß aus dem Zukünftigem Stadtbahn-Einzugsbereich Hamburg Rahlstedt
Auf so einen Flugzettel gehört darauf, welche Verkehrsprojekte warum wichtig sind und wie das finanziert wird, was das im Betrieb mehr oder weniger als heute kostet und was dafür eingespart wird.

Und wenn du in Stuttgart wohnen würdest, dann würdest du über Volksentscheide gerade ganz anders reden.

Uli
Glinder schrieb:
-------------------------------------------------------
> Bahnfreunde sehen die Situation durch ihre Brille.
> Der Bürger sieht sie durch seine. Ob Imke Zuther
> oder andere junge Leute noch für die Stadtbahn
> sind, wenn man ihnen ganz konkret sagt, welche
> Dinge dafür wegfallen oder nicht gemacht werden?

Welche Dinge fallen den bitte konkret durch die Stadtbahn weg? Du scheinst da ja schon einiges zu wissen, also lauschen wir gespannt.

>
> Schön, dass ihr nicht bestreitet, dass in Berlin
> und London auch weiterhin viele straßenbahnwürdige
> Strecken mit Bus befahren werden und die Welt
> nicht untergeht. Die Straßenbahn ist für Hamburg
> wünschenswert, aber eben nicht unverzichtbar.

Auf Dauer ist sie schon unverzichtbar, weil ein guter ÖPNV schlicht eine Voraussetzung ist, daß die Stadt funktioniert. Wenn der Wirtschaftsverkehr jeden Tag im Stau festhängt, gibt es bald keinen Wirtschaftsverkehr mehr. Und die Zeit drängt, weil die Förderung des Bundes ausläuft. Machen wir es jetzt nicht, dann machen wir es nie, mit dem entsprechenden Schaden für die Stadt. Wir haben sozusagen ein Fenster, in dem die Realisierung möglich ist, und wenn wir das verpassen, dann ist für die Bahn Schicht im Schacht - mit allen negativen Auswirkungen auf die Stadt. Das merkt man nicht heute oder morgen, nicht in einem Jahr oder zwei, aber in 20 werden alle Fassungslos vor dieser Entscheidung stehen und sagen "Aber das hätte man doch sehen müssen, die Fakten waren doch alle schon bekannt".
>
> Leider gibt eine Reihe von Projekten, bei denen
> die Welt untergeht, wenn sie nicht gemacht werden.
> Die Eisenbahn und die S4 sind so ein Projekt.
> Davon gibt es schon mehr als Geld da ist. Die
> Politiker haben manches verschlafen, weil ihnen
> Leuchttürme wichtiger waren. Darüber kann man
> jammern, das hilft aber nichts.

Ich kann jetzt nicht sehen, warum bei einem Nicht-Bau der S4 mehr die Welt untergeht als bei einem Nicht-Bau der Stadtbahn. Beide Projekte sind wichtig, und sie sind auch parallel leistbar - wenn das Geld nicht reicht, streichen wir beim Straßenbau und stecken das Geld in die Bahn.
>
> Ansonsten bleibt ihr wolkig, wenn es darum geht,
> wo für die Stadtbahn gespart werden soll.

Warum bleiben wir wolkig? Ist Hafenquerspange oder A7-Deckel nicht konkret genug? Wie detailliert muß es noch werden?

> Beschlossene Projekte braucht ihr nicht zu nennen.
> Das ist gegessen. Die Elbphilharmonie würde ich
> auch liebend gern morgen stilllegen.

Da stimme ich dir durchaus zu, aber hilft ja nichts, da müssen wir jetzt durch. Obwohl Stillegen wahrscheinlich immer noch viel Geld sparen würde, weil man nicht den Betrieb bezahlen muß, aber hoffen wir mal, daß das Bauwerk tatsächlich genug Besucher nach Hamburg lockt, damit am Ende doch eine schwarze Null bei den laufenden Kosten rauskommt - auch wenn man das nur sehr schwer ausrechnen kann.
>
> Auch sonst seid ihr wolkig, wenn es ums Geld geht.
> Fördergelder abgreifen klingt gut. Wenn A1, U4 bis
> Elbbrücke, S4, Stadtbahn kommen, geht es um
> mindestens zwei Milliarden Euro bis 2019, also 1,2
> Milliarden Fördergeld. Jetzt rechne noch den
> Ausbau in Harburg dazu, Umbau Hauptbahnhof und
> Altona-Nord. Hafenquerspange, A7-Deckel und
> Wilhelmsburger Reichstraße. Was nach 2014 an
> Straßen gebaut wird kommt auch aus den Mitteln.
> Das sind über zwei Milliarden Bundesgelder nur für
> Hamburg. Die anderen Länder werden da wohlwollend
> auf ihre Projekte verzichten oder wie.

Was man nicht beantragt, kann man nicht bekommen. "Oh Gott, ich bekomme bestimmt keine Förderung, da versuche ich es gar nicht erst..." Frauenvorgehen! Wer nicht fragt, bekommt nichts. Wenn es für einzelne Projekte dann keine Fördermittel mehr gibt, dann gibt es halt das Projekt (erstmal) nicht, ganz einfach. Und was die anderen Länder dazu sagen, ist mir gestrichen egal. Wenn die Hamburger Projekte Förderungswürdiger sind als die anderen, dann darf Hamburg auch gerne 4 Milliarden abgreifen. Gemacht werden soll, was sinnvoll ist und nutzen bringt, und nicht was der Proporz verlangt.

> Benachteiligt ist die Stadt nicht mal, wenn sie
> nur die Hälfte bekommt.

Ja und? Wenn sie das doppelte bekommt, ist sie auch nicht benachteiligt. Freiwilliges Zurückstecken wird von niemanden belohnt.
>
> Hamburg muss das auch gegenfinanzieren oder ein
> Investor. Der Senat hat keinen Plan dafür. Im
> Moment sagt die GAL: die Stadtbahn kostet nur 338
> Millionen und wir beantragen dafür Fördermittel.
> Klingt toll, aber es ist eine gefährliche Lüge in
> diesen Zeiten. Einen Plan hat sie nicht, wie der
> Rest bis 2020 bezahlt werden soll oder ob es
> überhaupt die Fördergelder dafür gibt. Kann
> Hamburg im Ernstfall 25 Kilometer oder mehr
> komplett allein finanzieren, wenn es dafür keine
> Förderung mehr gibt und auch für andere
> lebenswichtige Projekte nicht? Nebenbei soll noch
> jedes Jahr der Hamburger Haushalt verkleinert
> werden.

Den Haushalt zu verkleinern heißt nicht, in Duldungsstarre zu verfallen. Wir versuchen, so weit wie möglich zu kommen, und dazu müssen wir so früh wie möglich anfangen. Und ja, im Zweifel müssen die letzten Kilometer alleine bezahlt werden. Die Haushaltssituation ist ja nicht ewig so kritisch, wer weiß, wie es 2020 aussieht? Ich zumindest weiß es nicht.
Wenn ich immer das schlimmste annehme, dann mache ich am besten gar nichts, aber das ist nicht die Art und Weise, wie man eine Stadt regieren kann.

>
> Alle tollen Argumente für die Stadtbahn kann man
> sich schenken, wenn die Finanzierung für das
> Gesamtnetz und alle lebenswichtigen Projekte nicht
> klar ist. Solange hat der Abendblatt-Kommentar die
> besseren Argumente.

Wo ist denn die Finanzierung unklar? Wir haben eine Finanzierung für das erste Teilstück (Nur zur Klarstellung: Keine Bundesmittel, keine Stadtbahn), alles andere kann man jetzt noch nicht vorhersehen. Ist aber nicht unüblich für Projekte dieser Art, denn anders geht es nicht. Wie sagt die Behörde so schön? "Hamburg hat einen Anspruch auf diese Mittel, der Bund kann sie nicht verweigern." Es muß nur der Kosten-Nutzen-Faktor ausreichend sein.
Aber der Zeitrahmen dafür ist begrenzt, 2019 läuft das Gesetz aus, und was dann kommt, weiß niemand. Bis dahin muß soviel wie möglich gebaut sein, also laß uns jetzt beginnen, anstatt zitternd vor Angst am Rand stehen zu bleiben.
Im Hamburger Abendblatt weiß ein Leserbriefschreiber, wie man viel günstiger davonkommt:

"Natürlich gibt es viel preiswertere Alternativen zum Bau und Betrieb einer Stadtbahn. Bewährte Gelenkbusse, die auf einer eigenen Trasse fahren, erfüllen die an sich ja richtigen Nahverkehrsziele genauso gut. Nur eben zu einem Bruchteil der Kosten. Kein vernünftiger Unternehmer würde da ein drittes Verkehrssystem aufbauen. In Wirklichkeit geht es also mehr um ein Denkmal für politische Entscheidungsträger und für das Hochbahn-Management. Nur so ist auch zu erklären, dass dem "Zahlvolk" ständig ein Bild fehlender Alternativen vorgegaukelt wird."

[www.abendblatt.de]
Dieses Thema wurde beendet.